Mit Fetz und Albrecht hat es begonnen

Kultur / 14.06.2020 • 21:19 Uhr
Edgar Leissing thematisiert auch Bechtolds Betonporsche.
Edgar Leissing thematisiert auch Bechtolds Betonporsche.

Die Druckwerkstatt von Markus Gell feiert 20-Jahr-Jubiläum.

RANKWEIL. Angefangen hat alles ganz klein und bescheiden im Jahr 2000, als der Rankweiler Markus Gell im Keller seines Hauses, zunächst für den Eigenbedarf eine Druckwerkstatt einrichtete, die er 2004 erweiterte und das Museum für Druckgrafik gründete. Heute, 20 Jahre später und um viel Erfahrung und Wissen in allen Techniken reicher, ist alles ein bisschen größer geworden. Markus Gell ist ein Tüftler und Perfektionist, sein Gespür und sein feines Händchen im Umgang mit der Druckerpresse haben sich über die Landesgrenzen hinaus herumgesprochen. So weit und so erfolgreich, dass er gar nicht mehr dazu kommt, sein eigenes künstlerisches Schaffen weiterzuverfolgen.

International und regional

Zu seinen „Stammkunden“ zählen internationale Künstler wie Markus Lüpertz, Georg Baselitz, die japanische Installations- und Performancekünstlerin Chiharu Shiota oder auch der österreichische Orgien- und Mysterienmeister Hermann Nitsch. Gell, der seine allerersten Aufträge von Leopold Fetz und Herbert Albrecht bekommen hat, ist über all die Jahre aber auch stets Partner und Anlaufstelle für die Vorarlberger Künstlerschaft gewesen, wenn es um die Produktion von hochwertiger Grafik, Mappen und Büchern geht. Auf eben diese vielgestaltige heimische Kunstszene greift Markus Gell aus Anlass des runden Geburtstags zurück. Für die Ausstellung, die ausschließlich Blätter von Vorarlberger Kunstschaffenden zeigt, hat er seine Archivboxen und Schubladen durchforstet und dabei so manche Rarität ans Tageslicht gefördert. Zu fast jedem Blatt gibt es eine Geschichte, zu vielen Künstlern eine persönliche, über die Jahre gewachsene Beziehung, während andere, was druckgrafisches Arbeiten anbelangt, eher seltene Gäste sind. Zu diesen gehören die Maler Richard Bösch, der mit einer Kaltnadelradierung in erdigen Tönen vertreten ist, Rainer Rainer mit einem frei und expressiv interpretierten Sonnenblumen-Motiv als übermalter Holzschnitt oder Ingmar Alge mit einer Heliogravüre zu seiner Häuser-Serie.

Gitarrenspieler und Künstlerinnen

Zu den Groß- und Altmeistern des Drucks im Land zählen Josef Hofer, von dem Markus Gell in seinen Anfängen viel gelernt hat, Hugo Ender oder Franz Gassner, der mit einem wunderbaren Linolschnitt in verschiedenen, samtig ineinander übergehenden tiefen Blautönen präsent ist. Erheiterndes, Buntes kommt mit den Gitarrenspielern von Helmut King vor, negativ gemalt mit weißen Linien auf schwarzem Grund ist die Lithografie einer Liegenden von Kurt Dornig, während Gottfried Bechtold mit seinen elf 911ern dabei ist. Mit Ilse Aberer, Carmen Pfanner, Sabine Luger und CH Lingg finden sich auch rare Blätter von einigen Künstlerinnen in der Schau.

Auf einem Tisch kann man in den Mappen und Büchern stöbern, darunter die Mappe zur Ausstellung von Tone Fink im KUB, die Koproduktion „Hochwald“ von Markus Gell und Christian Thanhäuser zu Textausschnitten von Adalbert Stifter oder aber Hugo Enders Werk „Lineamente“ zu Gedichten von Joseph Kopf, das 2007 als eines der schönsten Bücher Österreichs ausgezeichnet wurde.

Zum 20-Jahr-Jubiläum entdeckt: Typisches von Helmut King.
Zum 20-Jahr-Jubiläum entdeckt: Typisches von Helmut King.
Zählt auch zu den raren Blättern: Arbeit von CH Lingg.
Zählt auch zu den raren Blättern: Arbeit von CH Lingg.
Seltener Grafik-Fund von Richard Bösch. a. Grabher
Seltener Grafik-Fund von Richard Bösch. a. Grabher

Geöffnet im Museum für Druckgrafik, Hartmanngasse 15a, Rankweil bis 27. Juni, Do und Fr, 18 bis 20, Sa, 10 bis 12 Uhr. Sowie nach Vereinbarung unter Tel. 05522 41737.