Hohe Qualität unter freiem Himmel

Theaterschaffende drängt es ins Freie und dort setzt man nicht auf laue Sommerunterhaltung.
Hittisau, Bregenz Obwohl der eigentliche Geldbringer, nämlich der äußerst anziehende „Rigoletto“ auf der Seebühne, heuer zu Stillstand gezwungen ist, bereiten auch die Bregenzer Festspiele für Mitte August ein Lebenszeichen vor, das sich unter anderem im Freien abspielt. Die von der Coronakrise hart gebeutelten Vorarlberger Theaterschaffenden, die die Politik nicht nur mit Auftrittsverboten belegt, sondern im Rahmen ihrer Unterstützungsmaßnahmen beinahe vergessen hatte, fanden trotz der budgetär schwierigen Situation bereits Wege, um dem Publikum nicht mehr nur digital zu Literaturgenuss zu verhelfen. Das Unternehmen Caravan, das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung und das Walktanztheater offerierten, wie berichtet, gemeinsam Anspruchsvolles aus verschiedenen Epochen in direkter Vermittlung, auf die man wochenlang verzichten musste. Kleinere Konzertangebote werden bei Einhaltung aller Abstandsregeln ebenfalls dankbar angenommen.
Marlen Haushofers „Die Wand“
Da und dort beschäftigen sich Künstler und Musiker nun mit Aerosolen, proben mit dem Zollstock oder erobern bislang unentdeckte Podien. Für Letztere interessierten sich Danielle Fend-Strahm und Tobias Fend, die gemeinsam das Ensemble Café Fuerte leiten, bereits seit Jahren. Man erinnert sich noch an Freiluftaufführungen bei Eis und Schnee und in Seilbahngondeln. Ganz so luftig wird es ab dem kommenden Wochenende auf einer Wiese in Hittisau (und danach noch an anderen Orten) nicht, aber das, was einer Frau im ausgezeichneten, 1963 erschienenen Roman „Die Wand“ der österreichischen Autorin Marlen Haushofer widerfährt, ruft nach der Verfilmung mit Martina Gedeck nach einer Adaptierung für die Freiluftbühne. Anders als es im Wiener Burgtheater der Fall war, wo sich Dorothee Hartinger auf der Foyertreppe einen großen Spielraum eroberte, rauben die Café- Fuerte-Leiter, die die Inszenierung wie auch die Fassung verantworten, ihrer Schauspielerin Kristine Walther sowie einer Tänzerin und einem Musiker weitgehend den Bewegungsradius. Schließlich geht es um eine Frau, deren Weg von einer Jagdhütte ins Tal plötzlich durch eine unsichtbare Wand blockiert ist. Schon vor Corona konzipiert, legt die Krise nun einen verschärfenden Filter über diese Produktion.
„Wir wollen einen anderen Weg finden, wieder auf Erzähltraditionen aufbauen.“

Premiere von “Die Wand” am 3. Juli in Hittisau-Rainerau. Aufführungen bis 9. Juli. Weitere Stationen: St. Arbogast, Lustenau, Lindau, Gargellen, Urnäsch: cafefuerte.ch