Wie das Theater Kosmos zu einem Tatort wird

Kultur / 09.07.2020 • 13:00 Uhr
Wie das Theater Kosmos zu einem Tatort wird
Szene aus “Infantizid, Femizid, Suizid” von Felix Kalaivanan und Amos Postner. KOSMOS/STARK

Junge Vorarlberger Autoren liefern starken Stoff.

Bregenz Nach der Premiere ist vor der Premiere, dieser pragmatische, verschiedentlich anwendbare Sager gilt beim Theater Kosmos für die mittlerweile bereits regelmäßig ausgeschriebenen Wettbewerbe, mit denen junge Autorinnen und Autoren effektiv Förderung erfahren. Gerade erst wurden mit Sophie Blomen und Max Reininger (“Supa Hell”) sowie David Attenberger („Im inneren des Kuchens“) und Armin Wühle („Die Ungerösteten“) die Gewinner des aktuellen Stückewettbewerbs bekannt gegeben, schon steht die nächste Uraufführung auf dem Programm, in deren Rahmen (nach der Zweitaufführung am 10. Juli) die Preisverleihung stattfindet. “Infantizid, Femizid, Suizid” ist ein Text der beiden Vorarlberger Autoren Felix Kalaivanan (geb. 1993 in Feldkirch) und Amos Postner (geb. 1993 in Lustenau), der es beim Wettbewerb des Vorjahrs fast in die Siegerränge geschafft hatte. Nachdem „Eine geschlossene Tür und davor und dahinter oder Gutenachtgeschichten“, der preisgekrönte Beitrag von Katharina Klein, bereits umgesetzt wurde und “Limbus” von Florentina Hofbauer in der nächsten Spielzeit auf dem Programm steht, entschieden sich die Theaterleiter Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig sowie der Kosmodrom-Kurator Stephan Kasimir für die Realisierung eines weiteren Textes.

„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, proben aber nicht mit einem Poolnudelkranz.“

Stephan Kasimir, Regisseur

“Infantizid, Femizid, Suizid”, ein Stück mit einem Immobilienmakler, einem Kameramann, einer Reporterin und einem Cafébesitzer, das an einem Ort spielt, an dem eine Bluttat begangen wurde, war ob der Grundkonstellation und Szenenfolge aber auch so verlockend, dass es Stephan Kasimir nicht mehr in Ruhe ließ. Kalaivanan, Alpinale-Besucher wissen es, kommt vom Film und fordert somit die Theatermacher heraus, Postner dürfte viel zum philosophisch-psychologischen Unterbau beigetragen haben. Schon die Stückfassung entwickelt eine enorme Sogwirkung, denn letztlich wird das Geschehen nicht konkret benannt. Es geht viel mehr um Protagonisten, die nicht so sehr an der Aufklärung eines Tathergangs interessiert sind, sondern jeweils eigene Interessen verfolgen. Die Reporterin will eine Geschichte, der Makler die Immobilie, ob sie Empathie für die Opfer entwickeln, bleibt mehr oder weniger offen. Apropos Corona: Die Aufführung findet unter Einhaltung der Abstandsregeln statt, Regisseur Kasimir kennt seine Verantwortung, stellt sich ihr, hat seinen Schauspielern aber keinen Poolnudelkranz verordnet, um auf Distanz zu bleiben: “Entweder man macht Theater oder man muss eben bis zur Entwicklung eines Impfstoffes warten.”

Die Premiere von “Infantizid, Femizid, Suizid” von Kalaivanan und Postner findet am 9. Juli im Theater Kosmos in Bregenz statt. Weitere Aufführungen: 10. und 11. Juli.

Infantizid... von Postner und Kavailanan
Infantizid... von Postner und Kavailanan