Jederfrau statt Jedermann

Salzburg Paradoxerweise war es nicht das Schicksal einer unheilbar Krebskranken, das vielleicht am meisten berührte, sondern das eines Pferdes. In Milo Raus neuem Dokutheaterstück “Everywoman”, das im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt wurde, erzählt die Schauspielerin Ursina Lardi von einem Rennbahnerlebnis, als eines der Pferde stürzt und sich ein Bein bricht. Doch eigentlich steht ein Mensch im Mittelpunkt der eineinhalbstündigen Aufführung: Helga Bedau, eine unheilbar an Krebs erkrankte “Jederfrau”, die sich dazu bereit erklärt hat, in dem Stück über ihr wenig spektakuläres Leben und ihren nahen Tod zu sprechen. Sie ist während der Aufführung nur auf einer Videoleinwand zu sehen.
Der Titel “Everywoman” hätte nahegelegt, dass es sich bei dieser Uraufführung um ein feministisches Statement handelte. Doch darum geht es Rau nicht. Ihm geht es um den Tod und jene “gewaltige Einsamkeit” im Moment des Dahinscheidens.