Ein Zollhaus wird zum Kunstraum

Der Verein KunstVorarlberg nutzt das alte Zollhaus als Schauraum am Koblacher Rheindamm.
KOBLACH Das alte Zollamt am Rheindamm in Koblach steht schon lange leer. In dem hübschen Häuschen, in dem früher Ausweise kontrolliert und Waren deklariert wurden, ist nun die Kunst eingezogen. ZollART, so der Name des neuen Schauraums, der vom Verein KunstVorarlberg bespielt wird, ist eine Initiative der Künstlerin Hilda Keemink. Die aus den Niederlanden stammende, in Koblach lebende und arbeitende Bildhauerin hat das Häuschen, das dem Land Vorarlberg gehört, schon seit längerer Zeit im Visier. Pandemie-bedingt hat sich daraus die Idee eines idealerweise nur von außen einsehbaren Schauraums entwickelt, um am stark frequentierten Rhein-Rad- und Wanderweg Kunst direkt auch an Menschen zu bringen, die sie vielleicht nicht im Museum suchen, aber bereit sind, sich spontan und unkompliziert auf künstlerische Statements einzulassen. Also stehenbleiben, näherkommen und ganz ungeniert durch die Fenster ins Innere schauen.
20 Quadratmeter, fünf Positionen
Für die mit extrem kurzer Vorlaufzeit geplante ZollART-Premiere fiel die Wahl mit Roland Adlassnigg, Conni Blum Satler, Ursula Dorigo, Egmont Hartwig und Hanno Metzler auf fünf KunstVorarlberg-Vereinsmitglieder. Diese teilen sich nicht nur die weniger als 20 charmanten Quadratmeter, sondern in ihren Arbeiten auch ein im weitesten Sinn gemeinsames Thema, das mit der Geografie des Ortes, mit dem Rhein und seinen Sandbänken, mit Steinen, dem mitgeführten Schwemmholz oder den Wolkenbildern und Stimmungen am Wasser zu tun hat. So steuert der Rankweiler Bildhauer Roland Adlassnigg einen „Grenzstein“ bei. Der schwere Würfel scheint sich nicht zwischen Stabilität und Mobilität entscheiden zu können, denn die auf allen sechs Seiten angebrachten rostigen Rollen sind der Bewegung eher hinderlich und verkörpern, sich selbst im Weg stehend, Stillstand. Aus dem See gefischtes und angeschwemmtes Treibholz, das sich durch die von der Natur geformten Oberflächenstrukturen auszeichnet, bildet die Höchster Künstlerin Conni Blum Satler im Maßstab 1:1 in hellem Papier nach, während Ursula Dorigo mit grauem Rheinsand von den Uferbänken des Flusses arbeitet und den Strom selbst silbern schimmernd ins Bild setzt. Egmont Hartwigs großformatiges Ölgemälde schildert ein gewaltiges Wolkenbild und eine dramatisch-geheimnisvolle Stimmung, wohingegen die markanten Formen von Steinen aus der Silvretta und dem Bregenzerwald, teilweise behauen und poliert, den Bildhauer Hanno Metzler zu seinen beiden spitz aufragenden Skulpturen inspirierten.

Kleiner Raum, groß bespielt
So wird in der Einstiegsausstellung die Natur im Zollhäuschen wie in einer überdimensionalen Vitrine präsentiert. Es hat durchaus seinen Reiz, wenn man in voyeuristischer Manier an die Fenster tritt, weil der Raum ja nicht betretbar ist und man sonst nicht nahe genug an die Kunstwerke herankommt. Die Herausforderung der kommenden zwei Jahre (so lange steht diese besondere Lokalität KunstVorarlberg zur Verfügung) wird es sein, den kleinen Raum mit den jährlich vier bis fünf geplanten Ausstellungen nicht zu kleinteilig, sondern wirklich groß zu bespielen. Ariane Grabher
Die Ausstellung ist im alten Zollhäuschen, Falle 10, in Koblach, bis 31. Dezember einzusehen. Eine offizielle Eröffnung ist für Oktober geplant.
