Eine Ausstellung, die dann glückt, wenn die Fassaden bunter werden

Mit „Die Welt im Wandel“ sollen auch Schüler ins Magazin 4 und zum Agieren gelockt werden.
Bregenz Die Ausstellung, die das Kulturamt Bregenz in Kooperation mit Ars Electronica Solutions in Linz nun im Magazin 4 umgesetzt hat, ist einfach konzipiert, doch das Vorhaben ist ambitioniert. Wer sich nicht nur mit den Inhalten vor Ort, sondern mit dem dazugehörenden Rahmenprogramm beschäftigt, kommt zum Schluss, dass das Projekt am Ende erst dann funktioniert hat, wenn im Stadtbild mehr Fassaden- und Dachbegrünungen sichtbar werden oder wenn Bürger ihre Hauswand regionalen Graffitikünstlern zur Verfügung stellen. Bis 30. April 2021 läuft die Schau, aufmerksame Besucher können danach beispielsweise erkunden, ob sich das Vorhaben der Ausstellungsmacher auch an der Rathausfassade niederschlägt.
Die negativen Folgen des Klimawandels als zentrale Thematik von „Global Shift – Welt im Wandel“ anhand interaktiv gestalteter Darstellungen und Quiz-Spielereien auf den zahlreichen Screens aufzuzeigen wäre nur die halbe Sache, bei „Nachhaltigkeitspaziergängen“ wollen die Stadtgärnter zeigen, wo die Natur zwischen Beton und Asphalt Platz findet oder welchen Vorteil die Dach- und Fassadenbegrünung hat. Dass eine Schau, die das Kulturamt ausrichtet, nicht ohne Kunst auskommen soll, hat deren Leiterin Jutta Dieing mit ihrem Team neben dem erwähnten Aufruf zu mehr Graffiti-Akzeptanz mit einem Wettbewerb, pardon, einer „Eco-Art-Competition“, berücksichtigt. Dabei sind junge Besucher aufgerufen, dem Klimawandel per Kunstobjekt zu begegnen. Von der Zeichnung bis zum Foto, einem Video oder einer Performance ist alles erlaubt. Es winken Geldpreise und die Präsentation der ausjurierten Einreichungen.
Werden Sie Roboterpsychologe
In wenigen Wochen werden die Magazin-4-Besucher auch wissen, wie die Berufswünsche der jungen Leute aussehen bzw. ob sich auch die Älteren etwa zum Roboterpsychologen oder Organdesigner umschulen lassen möchten. Die Insektenfarmerin oder den Space-Steward hat man auch im Angebot. Die Ernährung der größer werdenden Weltbevölkerung dürfte ein wichtigeres Thema sein als allgemein zugängliche Weltraumflüge. Dass es die künstliche Intelligenz nicht gibt, obwohl auch er dauernd von der KI spricht, das räumt Michael Mondria von Ars Electronica Solutions immerhin ein.
Beeindruckend und ernüchternd
Was man sonst noch erfährt ist wichtig, wenn auch nicht durchwegs neu. Dass die Gletscher schwinden, lässt sich anhand von Projektionen auf einem 3D-Bild von der Großglocknerregion schön zeigen, auch das Kippbild mit dem Ochsentalgletscher ist so beeindruckend wie ernüchternd. Dass computeranimierte Porträts von echten kaum noch zu unterscheiden sind, wissen wir, aber immerhin: Vorarlberger Klimaprojekte werden verständlich vorgestellt und Maßnahmen für die Umwelt konkret abgefragt. VN-cd

Geöffnet im Magazin 4 in Bregenz (Bergmannstraße 6) bis 30. April 2021, Di bis So, 14 bis 18 Uhr. Geänderte Zeiten an Feiertagen: www.bregenz.gv.at