Wo ein Künstler einen schönen Grund zum Anhalten liefert

Kultur / 07.09.2020 • 23:00 Uhr
Wo ein Künstler einen schönen Grund zum Anhalten liefert
Filmstill aus einem Werk von Peter Fischli an den Billboards, die das Kunsthaus Bregenz entlang der Bahnhofstraße bespielt.  KUB/OCHOA

Neustart mit Peter Fischli. Auf den KUB-Billboards sind wieder aktuelle Arbeiten zu sehen.

Bregenz Während des absoluten Corona-Lockdowns, als man seine Wohnung nur zum Broterwerb (sprich: zum Arbeitengehen oder Esseneinkaufen) sowie für Hilfeleistungen verlassen durfte, ging gar nichts. Kurz danach, als die Museen und Ausstellungshäuser noch versperrt, die Geschäfte aber wieder alle offen waren, wäre es zumindest möglich gewesen als Signal, dass es die Kunst noch gibt, an den Billboards in der Bregenzer Bahnhofstraße eine Openair-Galerie einzurichten. Unter freiem Himmel sind die Aerosole, mit denen das Virus übertragen werden könnte, bekanntermaßen schneller weggeblasen. Doch das ist nur eine Anmerkung, zu kritisieren gibt es im Kunsthaus Bregenz nichts, man organisierte die Ausstellung „Unvergessliche Zeit“ mit zum Großteil neuen Arbeiten internationaler Künstler, eröffnete sie schon Anfang Juni, als im Vorarlberg Museum nebenan das Publikum noch ausgeschlossen blieb, und zeigte an den Billboards, wie schön es einmal war. Von Station zu Station waren Bilder von vergangenen Ausstellungen oder Aktionen zu sehen. Eines zeigte das Vorarlberger Musikensemble Pagon auf dem Dachvorsprung über dem Eingang.

Was glücklich macht

Seit wenigen Tagen sind die Billboards wieder das was sie sein sollen und wofür sie KUB-Gründungsdirektor Edelbert Köb reserviert hatte: Träger jener Arbeiten, die Künstler und Künstlerinnen eigens für diesen Ort geschaffen oder ausgewählt haben. Es sind mittlerweile fast immer jene Künstler, die parallel dazu mit ihren Arbeiten auch im Kunsthaus präsent sind. Eine in Kinderschrift aufgezeichnete Weihnachtsgeschichte, die die deutsche Künstlerin Raphaela Vogel im Vorjahr nur hier zeigte, ist noch als gutes Beispiel in Erinnerung. Nun liefert der bekannte Schweizer Peter Fischli (geb. 1952) einen schönen Grund zum Anhalten. Zu sehen sind Filmstills aus einer Videoarbeit, mit der er Freizeitaktivitäten der Mitteleuropäer hinterfragt. Er geht nämlich davon aus, dass erst die GoPro-Werbetrailer zur Wahl von solchen Sportarten motivieren, die allein auf Geschwindigkeit ausgelegt sind. Ob die Ausübung wirklich glücklich macht, soll dabei erkundet werden. VN-cd

Weiteres Filmstill aus einer Videoarbeit von Peter Fischli an der Bahnhofstraße in Bregenz. <span class="copyright">KUB/Sagmeister</span>
Weiteres Filmstill aus einer Videoarbeit von Peter Fischli an der Bahnhofstraße in Bregenz. KUB/Sagmeister