„All you need is love“, nicht nur im Leben

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
Tom Barbash,
Kiepenheuer & Witsch,
348 Seiten
Wenn aus Popmusik Literatur wird, steht Elvis Presley wieder vorne, gefolgt von den Beatles.
Romane Es gibt alle Jahre wieder Romane, die sich mit Elvis auseinandersetzen, meistens taucht er am Ende des Romans leibhaftig auf. Knapp gefolgt von den Beatles. Es nähert sich nun der 80. Geburtstag von John Lennon, dazu jährt sich einige Monate später das tödliche Attentat auf den Ausnahmekünstler zum 40. Mal. Dort setzt der Roman „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ an. Der allseits bekannte Late-Night-Show-Moderator Buddy Winter bekommt ein Burnout und will nach einer Regenerationsphase wieder zurück in den Ring. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet, so wächst der Plan, dass nur eine wirklich große erste Show ihn zurück ins Geschäft bringen könnte: Zum Beispiel eine Talkshow mit John Lennon, inklusive der Spekulation, dass die Reunion der Beatles verkündet wird. Was absurd klingt, ist es in diesem Roman keineswegs, denn Buddy wohnt Tür an Tür mit John Lennon.
New Yorker Lebenswelten
Im Wissen, dass John Lennon nicht mehr allzu lange leben wird, hat der Roman eine natürliche Dramatik in sich. Noch dazu, weil sich ein Großteil der Geschichte in New York City am Ende der 1970er-Jahre abspielt, genauer „im Dakota“, dem legendären Wohnhaus am Central Park, welches zur traurigen Berühmtheit gelangte, da John Lennon im Eingangsbereich erschossen wurde. Das Hotel ist bis dorthin ein Treffpunkt der gehobenen New Yorker Szene. Von Leonard Bernstein über Lennon bis zu Judy Garland gab es in den Jahrzehnten einige interessante Namensschilder auf der Gegensprechanlage zu bestaunen. Der Roman zieht den Leser in die damalige Party-Welt und zelebriert den entspannten Lebensstil, so ist er durchaus als Hommage an diese Zeit zu lesen: New York als Pflaster von Kunst, Kultur, Politik und vieler bunter Hunde, liberal, kein Aids und schon gar kein 9/11. Die Stadtparanoia stand gerade mal Woody Allen zu. Sehr homogen geht der Roman auf Themen wie Kabel-TV und den Verlust der Macht aller etablierten TV-Stationen ein. Vielleicht hätte man den Zeitpunkt mit der Idee, John Lennon in Buddys Comeback-Show einzuladen, bereits nach dem ersten Drittel ansiedeln sollen. Dennoch: Ein äußerst stimmiger Roman, eine gelungene Vater-Sohn-Beziehung, kaum verwunderlich, dass der Stoff demnächst verfilmt werden soll.
Drama auf französisch
Manchmal gibt es Dramen, die einfach falsch ausgehen, natürlich richtig, aber eben Drama und nicht Komödie. Frankreich und Autor Nicolas Mathieu eignen sich ausgezeichnet für diese Stoffe. Dieses Mal steht eine Frau im Mittelpunkt: Rose Royal. Sie sehnt sich nach Liebe, Ehrlichkeit und will mit mehr Respekt behandelt werden. Das funktioniert nur nicht. Sie liiert sich mit einem wohlhabenden Immobilienmakler und löst so die Eintrittskarte in eine bessere Welt. Die dunklen Wolken scheinen jedoch nie ganz zu verschwinden. Fazit: Einige Seiten mehr wären sicher gut gewesen, zugleich kann man auch von Glück reden, dass der Roman keinen überflüssigen Ballast an Bord hat. Liebe ohne Kitsch, gut gelöst.

Rose Royal
Nicolas Mathieu,
Hanser, 94 Seiten