Am Ende entscheidet das Publikum

Kultur / 11.09.2020 • 20:00 Uhr

Ferdinand von Schirachs neues Stück „Gott“ behandelt eine schwere Frage.

Berlin, Düsseldorf, München Man merkt, dass Ferdinand von Schirach Moralfragen liegen. Er hat Rechtswissenschaften studiert. Und in seinen Büchern setzt er sich immer wieder damit auseinander – so auch in seinem neuen Theaterstück „Gott“. Soll ein Arzt einem Menschen ein tödliches Mittel verabreichen, wenn der sich das wünscht? Ja? Nein? Weiß nicht? Am Ende muss das Publikum abstimmen. „Gott“ ist nun zeitgleich an zwei Theatern in Deutschland, und zwar in Berlin und Düsseldorf uraufgeführt worden. Am 20. November erfolgt die Premiere am Residenztheater in München. Am Berliner Ensemble tritt der Ethikrat vor holzvertäfelter Kulisse zusammen. Dort spricht Elisabeth Gärtner vor, sie will ihrem Leben ein Ende setzen. Eine Ethikkommission soll über ihr Anliegen entscheiden. Es sprechen eine Verfassungsrichterin, ein Mediziner und ein katholischer Bischof.

In Berlin gehen erst zögerlich Hände nach oben, die Schauspieler schätzen, eine Mehrheit sei dafür. In Düsseldorf fällt das Ergebnis genauer aus. 50 Stimmen für Beihilfe zum Suizid und 17 dagegen. Von Schirachs Stück „Gott“ dürfte die Zuschauer ähnlich überzeugen wie sein erstes Theaterstück „Terror“. Damals ging es um die Frage, ob man ein Flugzeug abschießen darf, um andere Menschen zu retten.