Ein Grandseigneur des Klavierspiels

Ferenc Bognárs Auseinandersetzung mit Robert Schumann als beeindruckende Klavierübung.
FELDKIRCH Sechs Jahre nach seinem Abschied vom Konservatorium kehrte Ferenc Bognár auf Einladung der Chopin-Gesellschaft zurück ins Pförtnerhaus. Er präsentierte einen Abend lang ein gewichtiges Schumann-Programm mit viel Elan und Intellekt. Ehemalige Schüler und Fans bereitete ihm Ovationen. Bognár war zuvor eine der prägendsten Figuren am Haus als überaus geschätzter Pädagoge aus Liebe und Leidenschaft, dem junge Pianisten wie Yunus Kaya, Hanna Bachmann und David Helbock heute ihren Schliff verdanken. Er war bei Konzerttourneen und CD-Produktionen auch als Partner von Größen der Musikszene und internationaler Kammermusikensembles gefragt, erregte mit seinen eigenen Bartók-Einspielungen Aufsehen, wirkte im Umfeld Harnoncourts und gründete seine eigene Sinfonietta Montfort, um Beethovens fünf Konzerte vom Klavier aus zu dirigieren.
Fabelhafte Technik
Diesmal hat er Klavierliteratur von Robert Schumann gewählt. Klug geschichtet ist die Dramaturgie seiner beiden Konzertteile, die Bognár jeweils mit kleineren Werken startet, um sich dann zu großen Brocken von höchsten pianistischen Ansprüchen aufzuschwingen. Die drei Romanzen op. 28 sind vergleichsweise noch Fingerübungen, freundliche Bilder mit einer versteckten Liebeserklärung. Bei den Symphonischen Etüden op. 13 mit dem Trauermarsch-Thema und zwölf Variationen geht’s dann so richtig zur Sache, mit hoch komplexen orchestralen Anforderungen an Bognárs unvermindert fabelhafte Technik und Treffsicherheit, aber auch sein untrügliches Gespür für Gewichtungen, Farben, agogische und dynamische Feinheiten, die das Werk zwischen rasenden Klangkaskaden und lyrischer Ermattung in den rechten Abstufungen erst zur Wirkung bringen.
Auch das frühe Allegro, der übriggebliebene Satz einer verworfenen Sonate, wird zum Einspieler für das wohl umfangreichste und anspruchsvollste Klavierstück Schumanns, seine schlicht „Humoreske“ op. 20 (1839) genannte komplexe Komposition. Hier geht es für den Pianisten nicht nur um das Bewältigen halsbrecherischer Figuren und Läufe und das Zulangen mit ordentlicher Kraftentfaltung, der der klanglich wunderbar weiche Bösendorfer erfreulich standhält, sondern in den vielen kleinteiligen Abschnitten dieses seltsam widersprüchlichen Werkes auch um den langen Atem, um die Spannung über 30 Minuten unvermindert zu halten. Ferenc Bognár outet sich damit endgültig als Schumann-Spezialist, der ihn kennt wie wenig andere, und erreicht damit eine triumphale Finalwirkung. Fritz Jurmann
Nächstes Konzert der Chopin-Gesellschaft: 24. Oktober, Pförtnerhaus Feldkirch – Boris Giltburg, Klavier (Beethoven)