Ausstellung im milK_ressort über Paula Ludwig: Das weckt Lust auf mehr

Künstler widmen sich im Milchhüsle der Vorarlberger Malerin und Dichterin Paula Ludwig.
GÖFIS Nichts Geringeres als die Sterne wollte sie, die aus Feldkirch stammende Malerin und Dichterin Paula Ludwig (1900-1974). Für kurze Zeit hielt sie sie in den Händen. Dann wurde die Doppelbegabte zu einer fast Vergessenen. Mit dem bewegten Leben der Paula Ludwig, vor allem aber mit ihrem 1932 erschienenen Gedichtband „Dem dunklen Gott. Ein Jahresgedicht der Liebe“ befassen sich in der derzeitigen Ausstellung im Göfner milK_ressort 21 österreichische, vornehmlich Vorarlberger, Künstlerinnen und Künstler.
Es sind Gedichte voller Sehnsucht, Liebe, Glück und Schmerz, inspiriert von der innigen Liebes- und intensiven Arbeitsbeziehung Paula Ludwigs zum Dichter Ivan Goll, die die Kunstschaffenden in ihren eigens dazu geschaffenen Werken reflektieren.
Ereignisreiches Leben
In ihrer Weltenschwere und ihrem vergänglich-morbiden Ton scheinen Paula Ludwigs Worte das traurige Ende ihres Dreiecksverhältnisses, verknüpft mit den politischen Umständen jener Zeit, vorwegzunehmen. Etwas von dieser Grundstimmung transportiert auch die Ausstellung, die in Kooperation mit Paula Ludwig-Kenner Claudio Bechter die erste thematische Ausstellung im ehemaligen Göfner Milchhüsle ist. Jeder der beteiligten Künstler hat einen Gedichtband zugeschickt bekommen und sich auf Basis des expressionistischen, zwischen Liebesthematik und Naturlyrik oszillierenden Werks mit der Dichterin beschäftigt. So setzt sich Hannes Ludescher mit den starken Naturmetaphern in den Liebesgedichten auseinander. Der Stein, den er nachbildet, stammt im Original aus einem Waldstück beim Amberger Schlössle, wo Paula Ludwig ihre ersten Lebensjahre verbrachte und in der Natur prägende Erfahrungen und Beobachtungen machte. Eine Gouache von Heinrich Salzmann, die einzige ältere Arbeit in der Ausstellung, zeigt einen Amor im Einsatz. Die Pfeile, die er abschießt, bereiten nicht nur süße Freude, sondern verursachen auch Schmerz und ernste Verletzungen. Zarte Zeichnungen, mit hartem Metallstift kommen von Sabine Luger, eine Lichtskulptur von Claudia Mang während Marbod Fritsch den Lyrikband selbst zum Objekt macht, indem er ihn mit Dispersion förmlich zukleistert und eine zarte Blumenzeichnung darauf setzt, und Albrecht Zauner der Dichterin in einem Relief aus Kieselkalk „die Sterne aus dem Antlitz pflückt“. Die Ergebnisse fallen äußerst vielfältig aus, die intensive Beschäftigung mit dieser besonderen Persönlichkeit spricht aus vielen Werken. Kleine erläuternde Texte der Kunstschaffenden und einige Zeilen des jeweiligen Gedichts, das sie inspiriert hat, wecken auch beim Betrachter die Lust auf mehr und die Neugier auf diese spannende Figur und ihr ereignisreiches Leben.

Für Ewald Hotz war Paula Ludwig eine in ihren Liebesgedichten Gefangene, für die die Liebe zur existenziellen Frage wurde. In seinem keramischen Porträt „Frau Paula – Zwischen Liebe und Leere“ drückt sich diese fast zerstörerische Kraft der Emotionen aus. Richard Bösch dagegen konstatiert: „Ludwig ist ein Vorname für Männer. Paula ist eine weibliche Zuspielung von Paul, der von Paulus herrührt, dem Apostel, der das Weibliche nicht mochte. Am Ende war es das Wort, auf das sich Paula Ludwig verließ.“ und „schreibt“ demgemäß sein in zwei Farbflächen geteiltes Bild.
Neue Lesarten
Flucht und Abreise vermitteln die verhäuteten Gegenstände Schuhe und ein Koffer in Uta Belina Waegers Installation, während Michael Mittermayer in Mischtechniken unter anderem Bezug nimmt auf die Paula Ludwigs Bilder aus gepressten Blüten, mit denen sie sich eine Zeitlang ihren Lebensunterhalt verdiente. Mit Blütenblättern, Schreibmaschine auf älterem Papier und Aquarelltechnik sucht er die Schönheit eines Gedichtes einzufangen. Bildhauerische Arbeiten stammen von Markus Grabher sowie Rouven Dürr und Harald Gfader zeigt in einem Glaskasten, der wie aufgebrochen wirkt, eine mit Tusche überarbeitete, lackierte und verklebte bunte Zeitungsbeilage, in die er die ersten Zeilen von Gedichten einstempelt und damit neue Lesarten anregt. Weiters sind Arbeiten von Astrid Bechtold-Fox, Emma Rendl-Denk, Sonia Gansterer, Christian Geismar, Harald Grünauer, Peter Kohl, CH. Lingg und Herwig Selb zu sehen. Ariane Grabher
Die Ausstellung ist im milK_ressort, Agasella 8, Göfis, bis 8. November geöffnet, jeweils So von 14 bis 17 Uhr. Eine Publikation im Verlag unartproduktion wird vorbereitet.
Arbeit von Heinrich Salzmann Arbeit von Peter Kohl Arbeit von Uta Belina Waeger