Cool am Pool mit Leif Trenkler

In der Galerie Sechzig kann man den Herbst-Blues vergessen.
FELDKIRCH Während seines Studiums an der Städelschule in Frankfurt, in einer Zeit, als die gegenständliche Malerei extrem unpopulär war, fing Leif Trenkler an figurativ zu malen. Heute zählt der deutsche Künstler zu den bekanntesten zeitgenössischen Vertretern der Neuen Figuration in Deutschland. Bevor Leif Trenkler Anfang 2021 in einer großen Einzelausstellung im Buchheim Museum am Starnberger See zu sehen ist, sind derzeit gut 20 Arbeiten des Malers unter dem Titel „Color Rush“ in der Feldkircher Galerie Sechzig zu sehen.
Es ist tatsächlich ein Farbenrausch, den der Künstler in seinen auf einem Birkenholzgrund gemalten und darin den alten Meistern nachempfundenen Ölbildern inszeniert. Türkis, Pink, Grün und Blau prägen exotische, dschungelartige Landschaften mit Palmen und Papageien, Häuser am Meer, Stadtansichten, das Aufeinandertreffen von Gebautem und Gewachsenem und schicke Villen mit Swimmingpool. Aller formgebenden Gegenständlichkeit und den bisweilen in den Gemälden auftauchenden Menschen zum Trotz steht jedoch nicht die Erzählung im Vordergrund. Das Offensichtliche, Narrative wird vom Malerischen in den Hintergrund verwiesen, auch wenn der Einstieg ins Bild für den Betrachter unweigerlich über die Erzählung erfolgt. Und über die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach fernen, entrückten Orten unter einer Zeitglocke, an denen losgelöst von Alltäglichem Harmonie zu herrschen scheint. Denn das inhaltliche Augenmerk der Gemälde Trenklers, die auf Schnappschüssen von Erlebtem und Geschautem des bekennenden Vielreisenden, aber auch auf Erinnerungen an seine Kindheit oder Verweise auf die Malerei vergangener Epochen beruhen, richtet sich weder auf gesellschaftskritische noch politische noch provokative Aspekte.
Fernweh und Melancholie
Fast schon romantisch zu nennen in ihrer Unbeschwertheit, sind sie deswegen nicht bedeutungsleer. Und damit das alles nicht zu schön, um wahr zu sein, wird, könnte man angesichts kalifornischer Motive und ihren besonderen Lichtverhältnissen auch ein aktuell (aufgrund Corona-bedingter Beschränkungen) nicht zu stillendes Fernweh bekommen. Aber da sind auch Bilder, die – melancholisch auf eine angenehme Weise – von Einsamkeit und Leere erzählen, wie jene Menschen-entvölkerten Szenen und Darstellungen von Swimmingpools, auf deren Wasseroberfläche, verloren wie im großen Ozean, Schwimmreifen treiben. Seit einigen Jahren entstehen auch Bilder auf Spiegelfolie, die Bewegung, den Betrachter und sein Umfeld zu einem Teil des Werks werden lassen. Leif Trenklers Arbeiten teilen über ihre lautstarke, heitere Farbigkeit viel Atmosphärisches mit. Und sie sind durchflutet von einem Licht, das den Herbst-Blues, der in unseren Breitengraden so langsam, aber sicher Einzug hält, vergessen lässt. Ariane Grabher
Geöffnet in der Galerie Sechzig, Ardetzenbergstraße 60, Feldkirch, bis 31. Oktober, Do und Fr, 16 bis 19 Uhr, Sa, 10 bis 13 Uhr.
