Der Sommer geht, der Krimi kommt

Die Krieger
Martin Maurer
DuMont
361 Seiten
Schlag nach bei Chandler, oder wie man sich das Leben als Autor schwer machen kann.
Romane Martin Maurer katapultierte sich mit dem Thriller „Terror“ 2011 kurz ins Rampenlicht. Hier fuhr ein Kameramann samt Familie zur Erholung in ein italienisches Dorf, als ihn dort terroristische Systeme einholten. Im aktuellen Krimi, „Die Krieger“, schickt er mit Nick Marzek einen neuen Ermittler ins Rennen, dieses Mal keinen Kameramann. Seinem System ist der Autor treu geblieben. Er stülpt ein Terrornetzwerk über mehrere Länder und lässt global agieren.
Der Kriminalbeamte Nick verlässt im Jahr 1984 Berlin, weil er mit dem Tod seiner Frau nicht zurande kommt. Der Neuanfang gelingt, weil es in der Mordkommission in München inmitten der 1980er-Jahre doch etwas entspannter zugeht. Könnte man zumindest meinen, bis im Rotlichtviertel ein Etablissement nach dem anderen in Flammen aufgeht. Bandenkrieg ist die erste Vermutung, da in dieser Zeit Gruppierungen aus dem Balkan auf Expansionstour sind. Das klingt so lange plausibel, bis einer Presseagentur in Mailand ein Bekennerschreiben gefaxt wird, in dem sich eine italienische Terrororganisation zu den Anschlägen bekennt.
Ermittlungsschwierigkeit
In Italien konnte man schon seit Jahren ihrer Blutspur folgen, leider ohne Erfolg für die Ermittler. Um neue Informationen zu bekommen, fährt Nick nach Italien und mit ihm die italienische Putzfrau des Münchner Morddezernats, weil kein Übersetzer greifbar ist. Warum Italien, wenn sich der Autor dadurch nur noch weitere Probleme einhandelt? Dort verliert sich der Fall, da die Motive der Täter beliebig werden und der Autor in München offene Handlungsstränge zurücklässt. Das triste Münchner Bahnhofsmilieu böte ebenso einige Möglichkeiten wie die ausbaufähige Bindung zu Nicks Sohn. Krimis und Thriller sind nach gewissen Mustern gestrickt, nicht ohne Grund. Maurer ist Drehbuchautor, er kann arbeiten, warum also nicht hier? Gerade in einer Zeit, in der Krimis und Thriller immer mehr voneinander annehmen, fragt man sich, warum dieser Roman eine gewisse Ermittlungsgeschwindigkeit vermissen lässt. Dass dem Autor vom Lektorat keine weitere Überarbeitung geschickt worden ist, grenzt an Fahrlässigkeit. Orientierungshilfen gäbe es genug, zum Beispiel Raymond Chandler und seine Marlowe-Krimis.
Chandler kann das
Raymond Chandler zeigt mit seinem Protagonisten Philip Marlowe vieles, von dem Autoren noch zehren können. Zum Beispiel die Entwicklung der Personen oder einen unverbrauchten Blick auf eine Stadt und ihre Gesellschaft. Allein der Blick hinter die Fassaden Hollywoods war neu und aufregend. Chandler entwickelt das Rollenbild der Geschlechter weiter und führt seine Leser gerne auf die falsche Spur, auch wenn nur für einige Seiten, aber er hält hier seine Leser an der Stange. Diese Frische – die auch heute noch bis zur Erschlaffung kopiert wird – ist in Chandlers Romanen noch immer les- und spürbar. Die Neuübersetzung von „Die kleine Schwester“ macht den Roman noch um einiges rauer.

Die kleine Schwester
Raymond Chandler
Diogenes
351 Seiten