Vorarlberger Sonus-Brass-Ensemble holt alles nach

Sonus Brass und George Nussbaumer haben mit Hänsel und Gretel in Wien überzeugt.
Götzis, Wien Alle tragen den Mund-Nasen-Schutz und bleiben auf Distanz, Interaktionen wie das Mitsingen sind nicht mehr erlaubt, die Stimmung trübt das aber nicht, berichtet der Trompeter Stefan Dünser. Mit seinem Ensemble Sonus Brass, dem noch Attila Krako (Trompete), Zoltan Horb (Horn), Jan Ströhle (Posaune) und Harald Schele (Tuba) angehören, eröffnete er am vergangenen Wochenende im Wiener Konzerthaus den neuen Abozyklus der Jeunesse. Insgesamt vier Mal wurde die Familien-Produktion „Hänsel und Gretel“ aufgeführt. Maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg beim Publikum war der Jazzmusiker George Nussbaumer, dieses Mal allerdings in der Funktion des Erzählers.
Vorarlberger Musik- und Theaterfreunde kennen das Stück, die Inszenierung von Salome Im Hof hatte hier bereits überzeugt, Kindern und Erwachsenen die Begegnung mit einer Geschichte beschert, die auch die dunklen Aspekte der Grimm’schen Märchensammlung enthält, die in dieser Produktion allerdings ungemein fantasiereich und mit überraschenden Aspekten aufbereitet werden. Dazu gehören die vielfältigen Sprachfärbungen, mit denen Nussbaumer erzählt, der gleich auch noch eine ungemein witzige Geschichte hinzudichtet. Wo Sonus Brass draufsteht, da steckt sowieso ein großes Kreativpotenzial drin. Es versteht sich somit von selbst, dass Stefan Dünser und Co. mit der Komposition von Engelbert Humperdinck kein Auslangen finden. Einige Stücke aus der bekannten, 1893 uraufgeführten Oper werden mit Werken von Johannes Berauer, Werner Pirchner und John Cheetham so angereichert, dass es ordentlich groovt in diesem Wald, wo dann alles zu einem guten Ende kommt.
Nach Wien in der Region
Dem Wiener Publikum hat der Vorarlberger Kulturexport jedenfalls getaugt. Das Ensemble Sonus Brass wurde mit einem klassischen Programm gleich für ein paar Konzerte im Dezember gebucht. Bis dahin gibt es „Hänsel und Gretel“ noch einmal in der Region, nämlich am 13. November in der Remise in Bludenz und kurz vor Weihnachten auch mehrmals im Theater am Kirchplatz in Schaan. Auftritte in Liechtenstein sind den Österreichern hoffentlich noch weiterhin erlaubt. „Auch das Wiener Konzerthaus bietet ein umfangreiches Programm in den laut Auflagen besetzten Sälen, in denen sich das Publikum äußerst diszipliniert verhält“, berichtet Dünser, der wie viele seiner Kollegen in Vorarlberg in den letzten Monaten von zahlreichen Absagen betroffen war.
2021 geht es auf Tournee
„Im Jahr 2021 holen wir alles nach, was wir heuer stornieren mussten“, skizziert Dünser die nahe Zukunft. Dazu zählen auch einige Auftritte in der Elbphilharmonie in Hamburg. Neue Produktionen sind bereits in Aussicht gestellt. Dünser ist bekanntermaßen nicht nur Mitglied von Sonus Brass, er unterrichtet, spielt im Symphonieorchester Vorarlberg und ist auch einer jener Schurken, die Musiktheaterprojekte für Kinder und Jugendliche auf unwiderstehliche Art produzieren, damit bei Festivals – auch bei den Bregenzer Festspielen – auftreten und ausgezeichnet wurden. Auch mit Martin Schelling (Klarinette), Goran Kovacevic (Akkordeon) und Martin Deuring (Kontrabass), den weiteren Schurken, ist nach der Corona-Pause und nachgeholten Terminen somit wieder etwas im Anflug, das heißt, eigentlich reist man weit weg und kreiert ein neues Stück mit Musik aus verschiedenen Kontinenten.