„Sind kultureller Nahversorger“

Symphonieorchester Vorarlberg setzt auf Zusammenhalt und plant die Saison weiter.
Bregenz Ende September hat es das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) hart erwischt, einen Tag vor dem ersten großen Konzert in der Herbstsaison musste das gesamte Projekt mit allen Terminen aufgrund der kurzfristig verordneten weiteren Publikumsbeschränkungen sowie erschwerter Reisebedingungen abgesagt werden. Auch dieses Konzert – auf dem Programm waren Werke von Barber, Haydn und Bernstein – will man nachholen, vorerst richtet sich der Fokus aber auf die Weiterführung der Zusammenarbeit mit dem international gefeierten Dirigenten Kirill Petrenko. Die Realisierung des Mahler-Zyklus wurde vor Jahren gestartet und ließ die auf die ersten Studienjahre zurückgehende Verbindung von Petrenko mit Vorarlberg immer wieder aufzeigen. Die Aufführung der 9. Symphonie von Gustav Mahler ist am 27., 28. und 29. November geplant, dabei werden je zwei Konzerte im Montforthaus in Feldkirch und im Festspielhaus in Bregenz stattfinden.
„Aus heutiger Sicht“
Man könne, wie SOV-Geschäftsführer Sebastian Hazod im Gespräch mit den VN betont, Ankündigungen immer nur mit dem Zusatz „aus heutiger Sicht treffen“, auch wenn nicht abschätzbar ist, wie sich die Infektionszahlen entwickeln und welche Maßnahmen die Behörden treffen, werde weiterhin geplant. Laut Verordnung vom vergangenen Freitag ist es möglich, bei einzigartig qualitätsvollen Veranstaltungen im Kulturbereich mehr als 250 Besucher zuzulassen. Das SOV hat ein Präventionskonzept ausgearbeitet, in dem alle Abstandsregeln sowie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes während der gesamten Veranstaltung enthalten sind. Die momentanen Einnahmenverluste zu beziffern, mache wenig Sinn, erklärt Hazod, denn alles hänge von der Bilanz des gesamten Kalenderjahres ab. Die Unterstützungssummen, die mittlerweile vonseiten des Kulturministeriums kamen, waren bislang wertvolle Hilfen.
Ein Auftrag
Das Symphonieorchester erfahre aber auch viel Rückhalt aus der Bevölkerung bzw. von den Musikfreunden. Viele Abo- und Kartenbesitzer haben das Eintrittsgeld für die bislang abgesagten Konzerte nicht zurückgefordert, so Hazod. Dieser Zusammenhalt bestimme auch das Handeln im Leitungsteam: „Wir sind der kulturelle Nahversorger“, betont Hazod, man verstehe es als großen Auftrag, alles auszuloten, was irgendwie möglich ist, um überhaupt spielen zu können.
Das Jahr 2021 wird hart
Aller Voraussicht nach werde man gut durch das Jahr 2020 kommen, das nächste Jahr werde aber hart. Ein besonders dicker Brocken ist die Opernproduktion mit dem Vorarlberger Landestheater. „Jephtha“ von Georg Friedrich Händel will man im März 2021 realisieren. Mit Intendantin Stephanie Gräve und Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, gäbe es „eine ausgezeichnete Gesprächsbasis“. Auch wenn die Oper wesentlich teurer ist als ein Abo-Konzert, werde das Symphonieorchester die Musiktheaterproduktionen aber auf keinen Fall aufgeben. Das Vertragswerk, das zwischen dem SOV und dem Landestheater vor einigen Jahren abgeschlossen wurde, werde man aber gemeinsam durchsehen und überarbeiten.
Neue Musik
Wesentlich beteiligt ist das Symphonieorchester Vorarlberg auch am demnächst stattfindenden, neuer Musik und Literatur gewidmeten Festival Texte & Töne, das gemeinsam mit dem Ensemble Plus, der Vereinigung Literatur Vorarlberg und dem ORF Vorarlberg veranstaltet wird. Zur Aufführung kommen unter anderem Werke von Georg Friedrich Haas, Wolfgang W. Lindner, Gerda Poppa, Johannes Wohlgenannt-Zincke und Gerald Futscher. VN-cd
„Es ist ein Auftrag, alles auszuloten, um spielen zu können.“

Festival Texte & Töne mit dem SOV, dem Ensemble Plus, Literatur Vorarlberg und dem ORF am 7. November, ab 15 Uhr, in der Kulturbühne AmBach.