Theaterschaffende fahren “im Nebel auf Sicht”

Vorarlberger Theaterschaffende stehen vor größeren Premieren, die wackeln, postulieren aber: “Wir brauchen Kultur”.
Bregenz “Wir nehmen mit Sorge zur Kenntnis, was aktuell in der Schweiz und in Deutschland passiert”, erklärt Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft im Gespräch mit den VN. Nachdem man “im Windschatten der Nachbarländer” unterwegs ist, sei jedoch zu befürchten, dass in Österreich Ähnliches möglich ist. Am Vorarlberger Landestheater, dessen kaufmännischer Leiter Döring ist, steht die Premiere der Familienproduktion “Pünktchen und Anton” von Erich Kästner an. Erst jüngst kam mit dem “Woyzeck” ein großes Projekt auf die Bühne, das das Publikum sehr gut aufnahm, das allerdings zu jenen zählt, die bei einer weiteren Beschränkung der Besucherzahl nicht mehr realisierbar sind. Döring reagiert damit auf den Hinweis, dass in Deutschland alle Theater geschlossen werden, in der Schweiz jedoch gerade noch vor 50 Zuschauern gespielt werden darf. “Schon die Reduzierung auf 250 Personen bedeutet für uns eine besondere Erschwernis, bei einer weiteren Beschränkung können wir Theaterabende dieser Dimension vergessen.” Nachdem die Devise “Wir brauchen Kultur” lautet, würde das Landestheater alternative Projekte in der sogenannten Box entwickeln.
Gesellschaftliches Problem
Sofern sie erlaubt sind, fügt Döring an, betont aber, dass man weder auf Bildung noch auf Kultur verzichten könne. Bei der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft macht man nach wie vor die Erfahrung, dass Infektionen nicht im Umfeld von Kulturveranstaltungen passieren.
„Ich habe Verständnis, andererseits ist die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen bekannt.“
Augustin Jagg, Leiter Theater Kosmos
Augustin Jagg, Leiter des Theaters Kosmos, sieht angesichts der momentanen Infektionszahlen Lockdownmaßnahmen als gerechtfertigt an. Allerdings stellt sich für ihn seit Wochen eine Unverhältnismäßigkeit dar. “Wenn ich in ein Einkaufszentrum gehe, sehe ich Menschen, die auf Abstände pfeifen.” Theaterbesucher werden hingegen zu Abstandhalten und Maskentragen ermahnt, ohne disziplinierte Einhaltung der Auflagen haben Besucher keinen Zutritt. Jagg sieht auch ein allgemein gesellschaftliches Problem auf uns zukommen: “Wenn den Menschen dauernd gesagt wird, dass es besser ist, überhaupt zu Hause zu bleiben, wird die Lust, ins Theater zu gehen, in Zukunft nicht mehr groß sein.” Derlei Effekte führt auch die Theaterleiterin und Regisseurin Barbara Herold als künftige Herausforderung an. Auch Döring erwartet sich eine Diskussion darüber, dass wir lernen müssen, mit Corona umzugehen. Man gehe ja auch seinen beruflichen Pflichten nach.
Premieren am 5. und 7. November: “Wünschloses Unglück” im Theater Kosmos, “Pakete Pakete” von Café Fuerte, “Pünktchen und Anton” am Landestheater.