Benjamin Ferencz fordert zum ­Engagement für Frieden auf

Kultur / 08.11.2020 • 21:05 Uhr

Nürnberg Der 100 Jahre alte damalige Chefankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, Benjamin Ferencz, hat zum Engagement für Frieden und gegen den Krieg aufgefordert. “Wir müssen das Recht aller Menschen in jedem einzelnen Land schützen, in Frieden und Würde zu leben. Das ist mein Ziel. Wenn Ihr dieses Ziel auch habt: Tut dafür, was immer Ihr könnt”, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Montag erscheint seine Autobiografie auf Deutsch. “Sag immer Deine Wahrheit” heißt das Buch. Untertitel: “Was mich 100 Jahre Leben gelehrt haben”.

Bei Nürnberger Prozessen

Ferencz war nicht einmal 30 Jahre alt, als er Nazi-Kriegsverbrechern in Nürnberg den Prozess machte. Er war Chefankläger in einem der zwölf sogenannten Nachfolgeprozesse, die von 1946 bis 1949 auf das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher wie Hermann Göring und Rudolf Heß folgten. 24 führende SS-Leute klagte er unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen an. Mit 100 Jahren ist er heute der letzte noch lebende Zeitzeuge der Prozesse. Vor den Prozessen war er als US-Soldat bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager dabei, deckte grauenhafte Nazi-Verbrechen auf. “Ich habe das Gefühl, für die Opfer zu sprechen, für ermordete Männer, Frauen und Kinder. Kleinkinder, deren Köpfe an Bäumen zerschellten.” Es sei wichtig, was er zu sagen habe: “Ich habe erlebt, dass aus eigentlich anständigen Menschen Massenmörder werden können. Krieg kann das machen. Krieg zerstört jede Form von Moral und wurde trotzdem jahrhundertelang glorifiziert.”