Bald erklingt auch in Vorarlberg eine neue Rieger-Orgel

Nach der Renovierung erklingt die historische Herz-Jesu-Orgel erst einmal auch für alle im Netz.
BREGENZ Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. So hat man sich auch in der Pfarre Herz-Jesu entschlossen, das am 15. November im Lockdown entfallene Festkonzert zum Abschluss der Renovierung der bald 90-jährigen Behmann-Orgel auf dem sicheren Weg eines virtuellen Programms anzubieten. Der seit 37 Jahren dort tätige Organist Helmut Binder, Dozent am Landeskonservatorium, hat gemeinsam mit dem Feldkircher Fotokünstler Viktor Marin an seiner „Hausorgel“ das geplante Konzertprogramm in einem 70-minütigen Video, das ab Freitag im Internet abrufbar ist, aufgezeichnet.

Die 1928 bis 1931 von Josef Behmann aus Schwarzach erbaute monumentale Orgel für den gewaltigen Kirchenraum von Herz-Jesu ist in die Jahre gekommen. Immer öfter stellten sich bei Gottesdiensten und Konzerten durch Abnützung und Umwelteinflüsse Probleme in der Funktionstüchtigkeit der veralteten elektro-pneumatisch gesteuerten Anlage ein, die einer dringenden Renovierung bedurften. Die letzte Überholung erfolgte vor über 25 Jahren. So gründete man für Planung und Organisation dieses Projekts ein Orgelrenovierungskomitee unter Vorsitz des früheren Vereinsobmanns der Reihe „Musik in Herz-Jesu“, Thomas Blank. Dieses hatte zunächst die Aufgabe, für eine Durchführung des Projekts in der Pfarre zu werben und die Finanzierung des mit 240.000 Euro dotierten Projekts sicherzustellen. Durch Spenden aus der Bevölkerung und Subventionen von Land, Stadt, Diözese, Gemeinde Lochau und Bundesdenkmalamt ist die Renovierung heute großteils abgedeckt, auch wenn Spenden weiter erwünscht sind.
Auftrag für Rieger
Der Auftrag erging an die Schwarzacher Orgelbaufirma Rieger, die durch ihre Orgel für den Wiener Musikverein und zuletzt durch die spektakuläre Erneuerung der Domorgel von St. Stephan internationales Aufsehen erregt hat. Ein Team von drei Spezialisten unter Leitung von Timo Allgäuer zerlegte vergangenen Sommer während einer Bauzeit von vier Monaten das Instrument in seine Einzelteile, reinigte es und brachte durch eine Neuintonierung mit Regulierung der Pfeifen in ihrer Lautstärke und Klangfarbe den typischen spätromantisch symphonischen Klang seiner Entstehungszeit wieder zu vollem Glanz. Die Arbeiten im Inneren erfolgten, ohne dass bei der unter Denkmalschutz stehenden Orgel am Erscheinungsbild und ihrem Originalzustand mit drei Manualen und Pedal und am Innenleben ihrer 60 Register und 4650 Pfeifen etwas verändert wurde. Die einzige Ergänzung betraf die längst erwünschte Installierung einer elektronischen Setzeranlage neben dem Spieltisch, mit deren Hilfe der Organist bestimmte Registrierungen an der Orgel vorprogrammieren und dann auf Knopfdruck in Sekundenschnelle abrufen kann. Diese Einrichtung ist heute auch bei vielen kleineren Orgeln längst Standard und erleichtert dem Organisten das Konzertieren.

Helmut Binder hat für die Video-Aufzeichnung seines Festkonzerts an der Behmann-Orgel vor allem gewichtige spätromantische Literatur von Komponisten wie Marco Enrico Bossi, Gabriel Pierné, Sigfried Karg Elert, César Franck oder Louis Vierne ausgewählt, wie sie auf diesem Instrument mit seinen vielen Orchesterfarben besonders zur Wirkung kommt. Die Freischaltung des youtube-Streams https://youtu.be/iXi_WX0fC28 erfolgt ab Freitag, 27. November, 18 Uhr, und ist kostenlos abzurufen, später auch auf der Homepage von Herz-Jesu. Thomas Blank: „Wir wollten das bewusst so und hoffen, dass viele sich für unsere prächtig renovierte Orgel interessieren.“ JU