Intuitive Annäherung und kein Betrug am Leser

Bowie. Ein
illustriertes Leben
Maria Hesse, Fran Ruiz
Heyne
168 Seiten
Die künstlerischen Stationen einer Ikone der Popkultur.
Biografie Der Einstieg irritiert zunächst. Fast fünf Jahre ist David Bowie nun tot – und in einem Buch, das keine Autobiografie ist, erzählt er seine Lebensgeschichte in der Ich-Form: „Ich bin Major Tom. Ich bin Ziggy Stardust. Ich bin der Thin White Duke.“ Der spanische Autor Fran Ruiz fasst die künstlerischen Stationen einer der größten Ikonen der Popkultur zusammen: vom Durchbruch mit dem Album „David Bowie (Space Oddity)“ von 1969 über seine verschiedenen Rollen in den 1970ern bis zum monumentalen Abschiedswerk „Blackstar“ von 2016. Und wenn man sich erstmal gewöhnt hat an die persönliche Rückschau eines Gestorbenen (der gleichwohl als legendäre Figur immer noch sehr lebendig zu sein scheint), dann stellen sich rasch Lesespaß und Faszination ein. Davon bietet „Bowie. Ein illustriertes Leben“, die nun auch auf Deutsch erschienene Biografie, auf 168 Seiten fortan reichlich.
Mit üppigen Tableaus und vielen fantasievollen Gags begleitet Illustratorin Maria Hesse eine ungewöhnliche Bowie-Schilderung. Die manchmal naiv anmutenden Bilder und der mit ebenso kindlichem Vergnügen geschriebene Text ergänzen sich gut. „Ich beschloss, dem Beispiel von Elvis zu folgen und am 8. Jänner auf die Welt zu kommen. In dieser Nacht fiel eine leuchtende Kugel vom Himmel und landete in Stansfield Road 40 in London“, schreibt der in Malaga geborene Geografie- und Geschichtsprofessor Ruiz zu Hesses effektvollem Kometen-Bild. So beginnt ein biografisches Spiel mit dem Mythos des Galaktischen, eines bis heute rätselhaften Jahrhundert-Musikers. Hesse/Ruiz beschreiben ihr Buch als „Resultat etlicher Stunden der Recherche“ – und tatsächlich erleben auch Bowie-Kenner noch die eine oder andere Überraschung. Ihr spielerischer Umgang mit den Fakten sei „eine intuitive Annäherung an die Person David Bowie – und kein Betrug am Leser“. Akzeptiert.
Musikalische Strahlkraft
Am 10. Jänner 2021 jährt sich der Krebstod des 69 Jahre alten Pophelden zum fünften Mal. Inzwischen sind tiefschürfende Bücher über den innovativen Musiker erschienen. Als Graphic Novel kam etwa „Bowie: Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ vom Popart-Künstler Michael Allred, seiner Ehefrau Laura Allred (Farbgestaltung) und Autor Steve Horton heraus. Diese Comicbiografie konzentriert sich auf die besonders bunte „Ziggy Stardust“-Phase der 70er-Jahre und die Zeit drumherum. Derweil arbeitet der deutsche Comickünstler Reinhard Kleist an einer zweibändigen, insgesamt gut 300-seitigen Bowie-Biografie in Farbe. Den Entstehungsprozess dokumentiert er im Netz. Der Reiz beim Thema Bowie liege „in dessen exaltierten Bühnenpersönlichkeiten, seiner musikalischen Strahlkraft und seiner Sexyness“, schreibt Kleist zum Mammutprojekt. Und dann wäre da ja auch noch die Musik. Seit Bowies Tod sind Dutzende Tonträger erschienen.