Sophia Juen alias Nika liefert Musik zum Mitfühlen

Sophia Juen: „Respekt muss man sich verdienen.“
Zwischenwasser, Berlin Dass Hip-Hop-Musik aussagekräftig ist und auch fernab von Klischees funktionieren kann, zeigt Sophia Juen (22). In jungen Jahren beteiligte sie sich intensiv am Aufbau einer Poetry-Slam Szene in Vorarlberg. Es folgten zahlreiche Auftritte und Erfolge bei Redewettbewerben. In Berlin studiert die Kulturschaffende Publizistik, Kommunikations- und Theaterwissenschaft. Bei einem Poetry-Slam-Workshop lernte sie ihren Freund, den 22-jährigen Rapper D.A.R.I.O, kennen, der sich bereits international einen Namen gemacht hat und eng mit der Vorarlberger Musikszene verknüpft ist.
„Es ist wünschenswert, dass sich mehr Rapperinnen im Musikbusiness durchsetzen.“
Sophia Juen, Musikerin
„In unserem Wohnzimmer haben wir ein Studio aufgebaut. Dadurch, dass sämtliche Veranstaltungen ins Wasser gefallen sind, konnte ich nicht mehr auf der Bühne stehen, weder bei Poetry-Slams noch als Moderatorin. Folglich habe ich mich intensiv mit der Musikrichtung Hip-Hop auseinandergesetzt“, sagt Juen. Ihre Leidenschaft für das Schreiben von kreativen Texten lebt sie nun musikalisch voll aus. „Der Prozess bis zum fertigen Werk unterscheidet sich sehr. Bei Slam-Texten ist man komplett frei, während es im Hip-Hop-Bereich klare Vorgaben gibt. Der Text, die Stimme, der Beat und der Takt, alles muss miteinander harmonieren.“
Stimmung auffangen
Mit D.A.R.I.O veröffentlichte die Vorarlbergerin ihren ersten Song „Keep Going“ samt professionellem Musikvideo. Der soulige Rap-Pop Mix wurde auf YouTube bereits über 30.000 Mal abgespielt. Mit ihrem neuen Werk „Dystopie“ möchte Sophia Juen, die den Künstlernamen Nika trägt, tiefer in das Rap-Genre eintauchen. „Wenn alles nach Plan läuft, erfolgt die Veröffentlichung im Februar. Der Song beschäftigt sich mit meiner Gefühlswelt und Dingen, die mich beschäftigen. Ich möchte die Stimmung auffangen, die wir momentan auf der Welt wahrnehmen.“ Auf ihrem Instagram-Kanal „thisis_nika“ veröffentlicht sie regelmäßig einzelne Abschnitte ihrer musikalischen Kompositionen, die in der Hip-Hop-Welt als „Bars“ bezeichnet werden. „Der Vorteil an der Social-Media-Präsenz liegt darin, dass Musiker ohne großen Produktionsaufwand ihre Kunst präsentieren können. Die positiven Rückmeldungen motivieren mich weiterzumachen.“
Frauen vor den Vorhang
Aus Sicht der Künstlerin gibt es im Zusammenhang mit Musikerinnen im Businesszahlreiche Klischees, die es zu hinterfragen gilt. „In der Hip-Hop-Szene sind noch wenige Frauen aktiv, es werden zwar mehr, aber vergleichsweise gibt es noch sehr wenige. Mir fehlt die Reflexion, die Musik kann sehr aussagekräftig sein.“ Die Wortakrobatin möchte auch anderen jungen Frauen Mut machen, Talente zu nutzen. „Die Szene ist speziell, den Respekt muss man sich verdienen. Es ist wünschenswert, dass sich mehr Rapperinnen im Musikbusiness durchsetzen.“ In der Zukunft kann sich die Musikerin gut vorstellen, ihre Erfahrungen an Interessierte weiterzugeben. „Durch das Schreiben von Raptexten wird das Selbstbewusstsein gestärkt und man wird taffer.“ Abseits der Musikwelt ist die 22-Jährige als Workshopleiterin für kreatives Schreiben in Vorarlberg im Einsatz. „Durch diese Tätigkeit wird viel bewegt. Die Teilnehmer können sich außerhalb ihrer Komfortzone kreativ ausprobieren.“ Gesellschaftlichen Themen geht sie auch in ihrem Podcast „Street Salon“ auf den Grund. „Im Form von Interviews werden Diskurse aufgearbeitet und Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.“ Egal, ob taffe Rapperin, Moderatorin oder Podcasterin, Sophia Juen hat viele Talente, die eng mit ihrer Affinität zum Wort verknüpft sind.