Eine Geschichte, die bis heute fortwirkt

Irene Stratenwerth erzählt von einer 17-Jährigen, die ihr Vater, ein verelendeter Bauer, vermietet.
Roman Wie Luise Ludwig wurden damals viele Mädchen nach Amerika „exportiert“. Binnen drei Jahren sollen sie mit Tanz und freundlichem Lächeln die Schulden ihrer Väter begleichen. Erst nach der Ankunft wird den Mädchen schmerzlich klar, dass von ihnen weitere Leistungen erwartet werden, über die, mit einem Mantel des Schweigens bedeckt, natürlich jeder Bescheid wusste. Die Bezeichnung Hurdy-Gurdy-Girls geht zurück auf das schnarrende Geräusch der Drehleier, deren Rhythmus sie tanzend folgen sollen. Viele von ihnen haben die Hoffnung, sich damit aus Armut und Elend zu befreien, zugleich für die Familie zusätzliches Einkommen zu verdienen. In Saloons und ähnlichen Etablissements, für Goldgräber und Abenteurer zu tanzen und so leicht und unbeschadet Geld zu verdienen, erweist sich als Irrtum.
Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten, die im Nachwort dargelegt werden. Lebensgeschichten aufzugreifen und mit genauen Fakten zu untermauern, gehört zu den Stärken von Irene Stratenwerth. Die Autorin, die auch als Journalistin tätig ist, sagt dazu: „Bei historischen Themen geht es mir um die Einsicht in Zusammenhänge, die Geschichte sind, aber – zum Teil bis heute – fortwirken.“ Das gesammelte Wissen der Autorin füllt die Figur Luise mit Leben. Was sie auf ihrer abenteuerlichen Reise erlebt, was sie daraus lernt und wer ihr begegnet, all das macht dieses Buch, das im ausgehenden 19. Jahrhundert spielt, äußerst packend. Salg
„Hurdy Gurdy Girl“, Irene Stratenwerth, PalmArtPress, 380 Seiten.