Literaturpreisträgerin: “Jetzt bin ich sehr motiviert”

Petra Pellini-Forcher wurde am Montagabend mit dem Literaturpreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.
Bregenz Sie ist als Schriftstellerin noch kaum bekannt, hat zum ersten Mal einen Text für den Literaturpreis des Landes eingereicht und die Jury überzeugt: Petra Pellini-Forcher, geboren 1970 in Bludenz und in Bregenz wohnhaft, ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester, hat ein Thema gewählt, mit dem sie sich täglich beschäftigt. Die literarische Umsetzung ist ihr so gut gelungen, dass ihr am Montagabend der mit 10.000 Euro dotierte 21. Literaturpreis des Landes Vorarlberg verliehen wude. Die ebenfalls vergebenen Stipendien in der Höhe von 3000 und 1500 Euro gehen an Nils Nußbaumer und Ingrid Maria Kloser. Die drei Preisträger stehen interessanterweise exemplarisch für die große thematische und formale Bandbreite in der Literaturszene, bestätigte Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink in einer Aussendung. Die Verleihung erfolgte unter strengen Corona-Auflagen und wurde vom Trio Äolus musikalisch umrahmt.
Humor trotz erster Thematik
Etwas mehr als der eingereichte Text sei mittlerweile bereits fertiggestellt und sie habe das Gefühl, dass ihr das Schreiben gerade sehr gut von der Hand gehe, erzählte Petra Pellini-Forcher im Gespräch mit den VN. „Die Absicht, dass relativ rasch ein Buch erscheinen soll, ist somit gegeben.“ Bei der Hauptfigur handelt es sich um einen über 80-jährigen Mann, der an Demenz erkrankt ist. Er wird von einer jungen Frau betreut. Und dann ist da noch eine polnische Pflegerin. Trotz der ernsten Thematik sei es ihr wichtig, die Geschichte, die Beziehungen und Erlebnisse ihrer Personen mit gewissem Humor zu schildern. Diesen Aspekt sieht sie als besondere Herausforderung, der sie sich somit mit Erfolg gestellt hat. Die Jury, die aus Mitgliedern der Kunstkommission des Landes besteht, lobte ihre Art zu schreiben als „eine Mischung zwischen fein gewählter salopper Umgangssprache und erstaunlichen Sätzen, die einen noch lange nach dem Lesen beschäftigen.“ Die Umstände, in die die fiktive Handlung eingebettet ist, sind Petra Pellini-Forcher durch ihren Beruf bekannt. Sie arbeitet mittlerweile in einer Wohngruppe mit Betroffenen. Dass es sich dabei nicht nur um ältere Menschen handelt, ist eine bemerkenswerte Tatsache, die zu denken geben sollte. Frühdemenz werde durch verschiedene Faktoren verursacht, erklärt sie, unter anderem auch durch die übermäßige Konsumation von Alkohol.

Der Herausgabe des Romans darf man jedenfalls mit Interesse entgegensehen. Petra Pellini-Forcher hat bislang ein Sachbuch zum Thema Kinderwunsch veröffentlicht und sich auch mit Literatur für Kinder befasst. Den nun erhaltenen Preis sieht sie als öffentliche Anerkennung für ihr schriftstellerisches Arbeiten, dem sie sich im Grunde schon seit Längerem widmet: „Nun ist es so, dass ich sichtbar werde.“
Der Vorarlberger Literaturpreis wird seit dem Jahr 2008 vergeben, seit 2019 erfolgt die Verleihung biennal. Die Auszeichnung ist laut Kulturabteilung des Landes als Autorinnen- und Autorenförderung zu verstehen.
Zwei Stipendiaten
Der 1991 in Bregenz geborene, im Ruhrgebiet und in Langenegg lebenden Nils Nußbaumer erhält bereits zum zweiten Mal ein Arbeitsstipendium. In seinem Romanauszug „Hainlaufkäfer“ eröffnet er laut Jury den Blick auf ein verletzliches und verletztes Familiengefüge: „Wie der Protagonist aus seinem Text, der fünfjährige Tone, der sich – überfordert von der familiären Situation – die Welt um sich herum in den durch eine Dosenlupe geschauten Details aneignet, richtet auch Nils Nußbaumer seinen Blick auf das Verborgene.“ Für die Jury erzählt Nußbaumer in authentischen kurzen Dialogen, die von einer großen Zuneigung zu seinen Figuren zeugen, und feinen Situationsschilderungen ohne jegliches Pathos, dafür aber mit erstaunlicher Wahrhaftigkeit. Nach intensiv geführten Diskussionen in der Jury werde der Autor für diese Qualität des Textes mit einem verdoppelten Arbeitsstipendium ausgezeichnet. Die Texte der in Wien und Dornbirn lebenden Ingrid Maria Kloser sind, so die Jury, häufig autobiografisch inspiriert und handeln von Zwischenmenschlichem und alltäglichen Begebenheiten. In ihrem prämierten Romanmanuskript verhandle sie „direkt und dabei doch feinfühlig“ die Geschichte dreier junger Erwachsener.
Literaturpreis
Petra Pellini-Forcher, geboren 1970 in Bludenz, Gesundheits- und Krankenschwester, Veröffentlichungen: „Mit der Sehnsucht leben“ (2010), lebt und arbeitet in Bregenz
Arbeitsstipendien
Nils Nußbaumer, geboren 1991 in Bregenz, Journalismusstudium in Gelsenkirchen, Masterstudiengang Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim, seit 2019 Dozent für kreatives Schreiben an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Veröffentlichungen in „Miromente“, „Blauer Salon“ und „Buchmarie“, lebt und arbeitet in Bottrop und Langenegg
Ingrid Maria Kloser, geboren 1962 in Hard, Studium der Arbeits- und Organisationspsychologie, Tätigkeiten in der Wirtschaft und Lehrtätigkeit an Hochschulen, Veröffentlichungen: „Risse“ (2019), „Bremslicht“ (2018/19), „Darf ich dich küssen Himmel“ (2017), „Nur zu Hause“ (2014) u. a., lebt und arbeitet in Wien und Dornbirn
