Neue Schubert-Oper von Vorarlberger Komponistin

Schon online beeindruckend: “Schuberts Reise nach Atzenbrugg” von Johanna Doderer.
München, Bregenz Für alle, die sich ernsthaft mit Franz Schubert (1797-1828) auseinandersetzen, ist jenes süßlich-biedermeierliche Bild des Komponisten, das sich durch einige Filme bzw. posthume Verehrung gefestigt haben mag, kein Ärgernis mehr. Neben den Musikhistorikern haben es mittlerweile auch Künstler zurechtgerückt. Dass sich Peter Turrini (geb. 1944), jener österreichische Autor, der mit gesellschaftskritischen Werken bekannt wurde, nicht nur für die psychologische Verfasstheit von Schubert bzw. seinem schwierigen Verhältnis zu Frauen, sondern auch für Repressalien im frühen 19. Jahrhundert interessiert, ist nachvollziehbar. Schon vor einigen Jahren entstand ein Opernlibretto, Komponistin ist die Vorarlbergerin Johanna Doderer (geb. 1969).

Nach coronabedingten Verschiebungen der Premiere von „Schuberts Reise nach Atzenbrugg“ hat das Münchner Gärtnerplatztheater einen Online-Einblick gewährt. Bis zum 7. Mai ist der Zugang noch möglich, der wohl enormes Interesse an der Live-Premiere schürt. Warum? Doderer und Turrini (Inszenierung Josef E. Köpplinger) schaffen Bilder mit starkem, echtem Zeitkolorit. In der Kutschfahrt (wie sie zu Schuberts Zeit gerne unternommen wurde) als einziges eigentliches Handlungselement verdichten sich Themen wie Künstlerfreundschaft, Verletzbarkeit, Eifersüchteleien, Selbstzweifel, Beziehungen zum anderen Geschlecht und die Einsamkeit des Protagonisten zu einer kompakten, lebendigen Erzählung. Jeglicher Humor bleibt frei von Sarkasmus. Die solistischen Leistungen (mit Daniel Prohaska als Schubert) überzeugen, lassen sich bei Online-Übertragungen aber nicht weiter erörtern. Doderers Komposition (es dirigiert Michael Brandstätter) fasziniert hinsichtlich der Instrumentierung, des sicheren dramaturgischen Konzepts, der Melodik und der vielschichtig eingewebten Verwendung von Schubert-Kompositionen (etwa der Es-Dur-Messe). Die Reise endet, bezogen auf Schuberts Biografie, freilich tragisch, sie bietet jedoch ein tiefgehendes Erlebnis.
Im umfangreichen Werk von Johanna Doderer befinden sich mittlerweile bereits mehrere Opern. Nach einem Musiktheaterstück für Kinder, das die Wiener Staatsoper vor ein paar Jahren uraufgeführt hatte, wurde beispielsweise “Liliom” ein großer Erfolg. Das Werk nach dem Schauspiel von Ferenc Molnár wurde ebenfalls erstmals am Gärtnerplatztheater in München gezeigt. Am Tiroler Landestheater in Innsbruck gab es vor wenigen Jahren eine beeindruckende Neuinszenierung.


