Der Jakobsweg bietet nicht nur Selbstfindung

Blake – der
Geschmack des Todes
Jack Heath
Heyne
476 Seiten
Romane in der Fortsetzung zu lesen, ohne das erste
Werk zu kennen, kann durchaus reizvoll sein.
Romane Die zentrale Person im zweiten Teil der Thriller-Serie „Blake“ von Jake Heath ist Timothy Blake. Einst half er dem FBI bei unorthodoxen Fällen mit nicht ganz legalen Mitteln zu einer Auflösung zu kommen. Nach einer Identitätskrise wechselte er jedoch die Seiten und arbeitet für das organisierte Verbrechen. Er ist als Allerletzter in der Handlungskette kein Unwesentlicher: Blake ist für die Beseitigung von Leichen verantwortlich. Blake arbeitet verlässlich, kein Säurebad ist ihm fremd. So wie Jack Heath seinen Protagonisten beschreibt, hätte er das Zeug für mehr, wenn ihm seine Anlagen nicht ein Schnippchen schlagen würden: Blake beißt gerne zu, und zwar in Menschenfleisch. „Schweigen der Lämmer“ lässt grüßen.
Ausgezeichnete Cliffhanger
Dennoch schafft es der Autor, Blake als intelligenten und sympathischen Ermittler zu zeichnen, er beißt ja auch nur dort zu, wo es die Bösen trifft. Spannend wird es, als er erneut vom FBI angeheuert wird, um eine Person aufzustöbern, die seit einigen Tagen wie vom Erdboden verschluckt ist. Das bringt ihn zu seiner großen unerfüllten Liebe zurück, der Ermittlerin Reese Thistle. Blake sagt zu, entsetzt muss er jedoch feststellen, dass der Vermisste, ein Universitätsprofessor, bei ihm bei minus 80 Grad in seiner Gefriertruhe auf die Auflösung im Säurebad wartet. Und plötzlich findet sich Blake als Diener zweier Herren wieder.
Der Leser spürt es bereits auf den ersten 100 Seiten, die große Kunst besteht darin, die Auftraggeber richtig zu bedienen. Das benötigt dann doch fast 500 Seiten. Schlussendlich meistert er den Balanceakt. Das Wichtigste in diesem durchaus erzählerischen Roman sind jedoch die Cliffhanger, die einen im Grunde durch das Buch tragen. Ob man danach den ersten Teil wirklich lesen will, bleibt abzuwarten. Auch die kannibalistischen Neigungen des Protagonisten müssen erstmal verdaut werden.
Mörderisch pilgern
Voll in die Serie steigt man bei Karsten Dusses „Achtsam Morden“ ein. Dusse legt nun bereits seinen dritten Roman mit der zentralen Figur des Strafverteidigers Björn Diemel vor. Björn Diemel ist jedoch nicht irgendein Strafverteidiger, sondern er spezialisierte sich auf halbseidene Ganoven, dazu führt er jedoch ein prüdes Leben, was grundsätzlich den Charme des Romans ausmacht. Bereits das dritte Mal heißt es nun „achtsam Morden“. Björn geht Problemen nicht mehr aus dem Weg, sondern er beseitigt die Verursacher gerade so, dass ihm dabei niemand auf die Schliche kommt, achtsam eben. Das auslösende Moment dahinter scheint sein Therapeut Joschka Breitner zu sein, dessen Ratschläge unbeabsichtigt für die blutige Beseitigung der Probleme sorgen. Im dritten Fall verhält es sich jedoch gerade umgekehrt: Um seiner Midlife-Crisis zu entkommen, schickt ihn sein Therapeut auf den Jakobsweg und dort scheiden nun alle Pilger-Freunde nacheinander aus dem Leben.
Mit dem Thema Selbstfindung wurde in den letzten Jahren viel Geld gemacht, das schlug sich auch in der Literatur nieder. Aber zum Glück bleibt Dusse eben Dusse. Manches Zitat wirkt nicht bloß als Kalenderspruch. Nebenbei attackiert er auch die Workaholic-Gesellschaft und kann am Ende des Weges durchaus mit einer Erkenntnis aufwarten. Ob man hier die ersten zwei Bände auch noch liest? Im dritten Roman ist der Leser auf dem Stand der Dinge. Aber wer weiß, der Sommer kann lang sein und plötzlich hat man wieder einen Dusse in der Hand.

Achtsam Morden
Karsten Dusses
Heyne
381 Seiten