Einem böhmischen Feldtrompeter höchst lohnend auf der Spur

Kultur / 14.05.2021 • 22:26 Uhr
Die beiden Barocktrompeten im Ensemble wurden geblasen von Organisator Bernhard Lampert (l.) und dem Leiter dieses Programmkonzepts, Herbert Walser-Breuß. ju
Die beiden Barocktrompeten im Ensemble wurden geblasen von Organisator Bernhard Lampert (l.) und dem Leiter dieses Programmkonzepts, Herbert Walser-Breuß. ju

Herbert Walser-Breuß erinnerte mit dem Concerto Stella Matutina an Pavel Vejvanovsky.

GÖTZIS Es ist unglaublich, was Konzertveranstalter für Mühen und Risken auf sich nehmen, nur um unter den gegebenen Pandemie-Beschränkungen für ihr Publikum da zu sein. Engagiert ging die Barocktruppe „Concerto Stella Matutina“ mit Mastermind Bernhard Lampert ans Werk. Sie gab rund um den Feiertag auf der Bühne AmBach das bereits im Vorjahr geplante Programm „Pavel, der Feldtrompeter“ in fünf Konzerten an drei Tagen vor jeweils 100 erlaubten Zuhörern, um damit allen 500 Abonnenten den Besuch zu ermöglichen.

Das alles ist eine Frage der Organisation, der Kondition vor allem für die beteiligten Blechbläser, nur mit der Wirtschaftlichkeit ist es nicht weit her. Ungeachtet dessen wird die besuchte Matinee gleich zu einem Fest der Freude und der Wiederbegegnung, nach einem halben Jahr Enthaltung schwappt die Stimmung im Saal rasch über die Rampe hinweg. Dass Künstler neben dem direkten und nicht bloß virtuellen Kontakt zu ihrem Publikum auch das freie Atmen auf der Bühne zu ihrer Entfaltung brauchen, wird gerade hier im übertragenen wie im wörtlichen Sinne klar, wenn Herbert Walser-Breuß in einem 70-minütigen Programmkonzept imposant die Musizierweise am Hof zu Kremsier ausbreitet, wie sie zur Zeit des komponierenden Hof- und Feldtrompeters Pavel Vejvanovsky (1639-1693) geherrscht hat.

Fein geschliffen

Walser-Breuß erforscht seit 30 Jahren mit Beharrlichkeit die Werke dieses bei uns kaum bekannten Komponisten und möchte dessen Gesamtwerk ergründen. Das lohnt sich auch bei einem Vielschreiber wie Vejvanovsky. Denn sein oft mit bizarren Ideen angereicherter Stylus fantasticus mit den vielen Taktwechseln, der frühbarocke Einfallsreichtum in Harmonie- und Melodiefindung sind in ihrer Art höchst ungewöhnlich, fein geschliffen, nutzen sich nicht so rasch ab und ergeben farbenreiche Bilder von höfischer Pracht und goldschimmerndem Klang, wie sie hier nach bald 400 Jahren vor dem staunenden Publikum wieder entstehen. Dass der Komponist aus Böhmen stammt, erkennt man allein am musikantischen Sog seiner Werke, der gerade in der relativ kleinen Besetzung von CSM sprühend lebendig wird und mit viel Gespür für den Originalklang zur Wirkung kommt. Da entsteht dann wie von selbst diese Musik, die weniger ins Hirn als ins Blut und in die Beine geht.

In Blöcken, die oft improvisierend von der Laute (Thomas Boysen) verbunden werden, erschließt sich in der etwa je zur Hälfte mit Blech und Streichern besetzten Truppe auch die Vielfalt von Vejvanovskys Schaffen. Da heißt es im Dialog oft Blech gegen Streicher, profilieren sich Solisten wie Bernhard Lampert, Barocktrompete, und Stefan Konzett, Barockposaune. Eine vielsätzige, tänzerisch bestimmte Streichersuite „Harmonia Romana“ gibt Konzertmeister David Drabek, der von Mal zu Mal intensiver in seine Führungsrolle hineinwächst, Gelegenheit zur Entfaltung seiner Virtuosität. Beliebter Standard sind Aufsätze, mit denen Bratschist Lucas Schurig-Breuß das Programm musikwissenschaftlich untermauert, oder die launigen Moderationen, die Cellist Thomas Platzgummer aus dem Ärmel schüttelt. Bei alledem bleibt der Verantwortliche dieses Programms, der Trompeter Herbert Walser-Breuß, meist bescheiden im Hintergrund.

Auf Radio Vorarlberg am 31. Mai, 21.03 Uhr. Nächstes CSM-Konzert: 18. und 20. Juni, Götzis, Bühne AmBach.