Christa Dietrich

Kommentar

Christa Dietrich

Über Kunst und Kultur zu sprechen, ist fällig

Kultur / 20.05.2021 • 20:35 Uhr

Seitdem sich auch Kulturminister Werner Kogler zuerst mit der Schweinsstelze auf dem Wirtshausteller und dann doch noch zumindest im Foyer der Wiener Staatsoper ablichten ließ, ist es angesichts eines Pulks von Fotografen, denen diese Termine wichtig waren, für die Nachwelt ausgiebig dokumentiert, dass Mitte Mai 2021 auch in der Bundeshauptstadt die Lichter wieder angingen. In Vorarlberg erfolgte dieser Schritt bereits zwei Monate zuvor.

Eine derartige PR-Maschinerie brauchte man hier allerdings nicht in Gang zu setzen, in der Modellregion war das Publikum sofort zur Stelle, um Theateraufführungen sowie Konzerte zu besuchen. Motivierend neben den ausgesprochen innovativen Darbietungen war die Möglichkeit, gerade den freischaffenden und in kleinen Ensembles und Gruppierungen tätigen Künstlerinnen und Künstlern persönlich Dankbarkeit zu erweisen, hatten doch gerade jene, die abseits der Institutionen mit automatischen Geldflusseinrichtungen tätig sind, erkennen müssen, dass sie die Politik nahezu vergaß. Frei nach dem Motto: Auftritte aufgrund von Corona verboten, ohne Auftritte kein Verdienst – was geht das die Förderungsgeber an? Auch jetzt, nachdem nach eingehender Darstellung der ernüchternden Arbeitssituation von Schauspielern, Sängern, Tänzern, Musikern, bildenden Künstlern, Schriftstellern, Bühnenbildnern etc. zumindest einige Unterstützungsmaßnahmen so konstruiert wurden, dass sie auch greifen, hört man noch hie und da, dass man sich etwas intensiver um private Geldgeber umsehen sollte.

Emotionslos formuliert, ist diesbezüglich festzuhalten, dass es sehr viel von dem, was das kulturelle Leben in Vorarlberg inklusive der Weiterbildungsaspekte ausmacht, ohne Sponsoren oder gar Mäzenatentum definitiv nicht geben würde. Die Steuerungsfunktion noch weiter bzw. gänzlich aus der Hand geben zu wollen – das kann es wohl nicht sein. Der Markt reguliert da sicher nichts zum Guten.

Nachdem die Eindämmung der Pandemie hoffentlich nicht mehr über Lockdowns bzw. die Schließung von Bühnen und Museen erfolgen muss, nachdem es ohnehin naheliegend ist, nun Strukturen wieder aufzubauen und die Breite des Kulturangebots sowie die Möglichkeiten der Teilhabe zu überprüfen, ist ein Diskurs unter Einbeziehung jener angebracht, die im Kulturbereich tätig sind. Die Forderung nach einer Kulturenquete ist längst laut geworden. Sie ist fällig.

„Nachdem es naheliegend ist, nun Strukturen wieder aufzubauen und die Breite des Kulturangebots zu überprüfen, ist ein Diskurs unter Einbeziehung jener angebracht, die im Kulturbereich tätig sind.“

Christa Dietrich

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