Starke Annäherung an ein großartiges Werk

Kultur / 04.06.2021 • 17:12 Uhr
Für die Umsetzung braucht es Schauspielerinnen wie Julia Gräfner (l.) als Hynkel. lamprecht
Für die Umsetzung braucht es Schauspielerinnen wie Julia Gräfner (l.) als Hynkel. lamprecht

„Der große Diktator“ mit klug gewählten Perspektiven.

Graz Will man „Der große Diktator“ auf der Bühne umsetzen, stellen sich zwei Herausforderungen. Chaplin hat mit Szenen im 1940 uraufgeführten Werk Ikonen der Filmgeschichte geschaffen, deren Übersetzung leicht peinlich werden kann und das Lachen über das Grauen ist hier im Speziellen ein Thema. Das Grazer Schauspielhaus musste wegen der Theaterschließungen die Premiere auf das Ende der Spielzeit verschieben, an dem sich die Produktionen aufstauen.

Man wird aber wohl davon ausgehen können, dass die Inszenierung von Clara Weyde in die nächste Spielzeit kommt. Die Ausgangssituation ist bestens gewählt, zwei Chaplin-Darsteller, die mit sich hadern, stehen am Grab des Künstlers und werden nach und nach in die Handlung hineingezogen. Die Perspektive erlaubt exzellent eingebaute Verweise auf den aktuellen Alltagsfaschismus, schmälert aber auch nicht die Tatsache, dass sich Chaplin als überaus hellsichtig erwies, auch wenn sich das volle Ausmaß nationalsozialistischer Verbrechen noch nicht zeigte. Wenn dann noch eine Schauspielerin wie Julia Gräfner agiert, die an Witzen und tiefen Abgründen nichts auslässt, funktioniert es. VN-cd

Das Stück ist noch im Spielplan, vom 8. bis 13. Juni findet am Grazer Schauspielhaus das Dramatikerinnenfestival statt.