“Das Damengambit” ist da

Dieses Buch macht die Verfilmung noch vergnüglicher.
Roman Die Lektüre dieses Buches ist von einer großen Bürde begleitet: Man bekommt die Bilder seiner Verfilmung einfach nicht aus dem Kopf. 1983 ist der Roman „The Queen‘s Gambit“ des US-Schriftstellers Walter Tevis (1928-1984) erschienen, doch erst jetzt, nach dem Welterfolg der Netflix-Miniserie mit Anya Taylor-Joy als junges Schachgenie Beth Harmon, wurde „Das Damengambit“ auf Deutsch übersetzt. Man ist verblüfft, wie werktreu die Serie den Roman umgesetzt hat. Den Plot und den Charakter seiner Hauptfigur, die im Waisenhaus mit dem Hausmeister im Keller mit dem Schachspielen beginnt und in kürzester Zeit ihr herausragendes Talent beweist, entwickelt Walter Tevis Zug um Zug, ohne sich lange mit Verschnaufpausen aufzuhalten.
Manches an Beth Harmon, von der Tablettensucht während eines Heimaufenthalts bis zum Eskapismus ins Spiel (bei ihm soll es Billard gewesen sein), dürfte Tevis aus eigener Erfahrung eingebaut haben. Die Atmosphäre im Kentucky der 1950er und 1960er, wo der Autor aufwuchs, kannte er sicher aus erster Hand – und man muss zugeben, dass die (übrigens großteils in Deutschland gedrehte) Netflix-Serie mit ihren grandiosen Interieurs und Kostümen diese perfekt nachgebildet hat. Die argentinisch-britische Schauspielerin Anya Taylor-Joy bekommt man beim Lesen allerdings nie aus dem Kopf. Der Roman bietet dennoch ein Vergnügen. Ein noch größeres dürfte aber das Schauen der Serie nach der Lektüre sein. Und man wird wohl noch viele Gelegenheiten bekommen, Taylor-Joy in anderen Rollen zu sehen.
„Das Damengambit“,
Walter Tevis, Diogenes, 416 Seiten.