Beeindruckende Schenkung an das Kunsthaus

Das Kunsthaus präsentiert eine großartige Schenkung, die Grafik-Sammlung König-Lebschik.
Bregenz Die Frage nach dem Lieblingsstück ist angesichts einer Sammlung mit rund 3000 Exponaten fast vermessen, aber Thomas König erzählt im Gespräch mit den VN gerne von Werken, die es ihm gleich angetan hatten. Es handelt sich um Druckgrafiken von Max Oppenheimer (1885-1954), die das Rosé-Quartett zeigen. Der Österreicher Arnold Rosé war nicht nur mit seinem Quartett in ganz Europa bekannt, er war auch Mitglied namhafter Orchester, natürlich auch der Wiener Philharmoniker, sowie Primgeiger an der Hofoper. Er war mit Gustav Mahler verschwägert. Als Jude musste er vor den Nazis fliehen und blieb eine Zeitlang in England. Seine Tochter Alma, ebenfalls eine anerkannte Geigerin, entkam dem Holocaust nicht, hatte im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein Gefangenenorchester geleitet und kam dort ums Leben.

Arbeiten des Künstlers Max Oppenheimer sind Thomas König erstmals in einer Wiener Galerie aufgefallen. „Ich dachte, dass Kokoschka auch nicht viel besser ist.“ Zu sammeln begonnen hatte er bereits als Student. “Druckgrafiken konnte ich kaufen, weil sie nicht so teuer waren. Ich habe mich damit beschäftigt, wie eine Radierung entsteht, das hat mich sehr interessiert. Ich bin bei den Druckgrafiken geblieben, weil das tolle Kunstwerke sind. Für mich muss nicht unbedingt eine Signatur drauf sein.“ Beim Start der Sammlung war auch der Zufall entscheidend bzw. die Freundschaft mit jungen Menschen, die sich für die gesellschaftlichen Entwicklungen in den 1960er- und 1970er-Jahren interessierten. Manfred Chobot war ein Kommilitone von Thomas König, der Kulturtechniken und Wasserwirtschaft studierte. Chobot hatte ebenfalls zu sammeln begonnen und sich dann der Literatur gewidmet. Seine Frau Dagmar Chobot hat mit ihm eine Galerie gegründet, die eine der bekanntesten in Österreich wurde.
Gekauft, was gefällt
Die Sammlung von Thomas König und Erika Lebschik enthält mittlerweile neben Blättern des erwähnten Max Oppenheimer u. a. Werke von Jean Arp, Alexander Calder, Antoni Tapies, Daniel Spoerri sowie Druckgrafiken österreichischer Künstler wie Maria Lassnig, Arnulf Rainer, VALIE EXPORT, Martha Jungwirth, Bruno Gironcoli, Gunter Damisch und Franz West. Die starke Präsenz der Österreicher ist nicht das Ergebnis einer Sammlerstrategie. „Ich habe das gekauft, was mir gefällt“, betont Thomas König. Seit Jahren schon ist er Mitglied der Freunde des Kunsthaus Bregenz. Seine Entscheidung, dem KUB die Sammlung zu schenken, begründet er mit der Tatsache, dass sie so zusammen bleibt: „Ich bin Witwer und habe keine Kinder.“

Eine nachvollziehbare Auflage für die Schenkung gibt es. Arbeiten aus der Sammlung König-Lebschik sollten auch öffentlich gezeigt werden. Rudolf Sagmeister hat die Ausstellung kuratiert, die im Sammlungsschaufenster des KUB im benachbarten alten Postgebäude in Bregenz zu sehen ist. Sie bietet einen sehr guten Einblick in das Kunstschaffen mit einem Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und schärft den Blick für die Ausreizung der Möglichkeiten, die die Druckgrafik bzw. die Steinlithografie, die Radierung oder der Holzschnitt bieten. Abgesehen davon spiegelt sich in einer Reihe von Arbeiten auch die Rolle der Kunst bei gesellschaftlichen Entwicklungen wider. Beobachter der Ausstellungsaktivitäten im bald 25 Jahre bestehenden KUB stellen zudem fest, dass das noch unter Direktor Yilmaz Dziewior eröffnete Sammlungsschaufenster viel zu lange ungenutzt blieb. Eine weitere, aufschlussreiche Geschichte ergibt sich im Gespräch mit dem Sammler. Die mittlerweile nicht mehr existierende Erker-Galerie in St. Gallen hatte mehrmals Ausstellungen mit Arbeiten des österreichischen Bildhauers Karl Prantl im Programm. Lithografien wurden ebenfalls aufgelegt. Die Plakate dazu waren extrem reduziert. „Dass sich die Galeristen entschlossen hatten, solche Arbeiten zu affichieren, ist sehr bemerkenswert.“

