Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Politik in Zahlen gegossen

Kultur / 08.08.2021 • 07:29 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Vor einigen Wochen wurde im Vorarlberger Landtag der Rechenschaftsbericht für das Jahr 2020 debattiert. Es ging also darum, die Ausgaben des Landes für die einzelnen Positionen zu hinterfragen, zu überprüfen, ob mit dem öffentlichen Geld so umgegangen wurde, wie das im Budget beschlossen wurde. Es ginge also auch um Fragen, warum für die eine oder andere Position mehr oder weniger, noch deutlicher: zu viel oder zu wenig ausgegeben wurde. Das gilt natürlich für jeden Teil des Budgets, nicht zuletzt für die Kultur. Wobei es bei der Kultur einfacher als in anderen Bereichen ist, denn da wird alljährlich der von der Kulturabteilung des Landes erstellte Kulturbericht vorgelegt, in dem alle – tatsächlich alle – Ausgaben festgehalten sind. Trotzdem wurde auch diesmal in der Landtagsdebatte wenig über konkrete Zahlen, sondern vielmehr über Allgemeines gesprochen. Der Kulturbericht wird kaum einmal erwähnt, obwohl doch die Angaben im Bericht die „in Zahlen gegossene Politik“ aufzeigen, wie das so schön heißt.

„Interessant ist auch die gesamte Zahl der Förderansuchen an das Land. 979 Anträge wurden gestellt, 853 davon wurde entsprochen.“

Der Kulturbericht für das Jahr 2020 zeigt sich in neuem Format, er ist handlicher, übersichtlicher. Und er ist künstlerischer geworden. Der Umschlag wurde von Uwe Jäntsch gestaltet, die ersten gut hundert Seiten sind eine reine Bildstrecke mit Fotos, die vom Land geförderte Projekte zeigen – allein das schon eine beeindruckende Dokumentation. Es folgen weitere hundert Seiten mit Aufstellung der Ausgaben, von den ganz großen – etwa für die Bregenzer Festspiele mit knapp zweieinhalb Millionen Euro bis zu Miniförderungen von einigen hundert Euro für Einzelpersonen. Die Zahlen stehen für sich allein, sie lassen also keine Vergleiche zu – außer man unterzieht sich der Mühe, den Kulturbericht des vergangenen Jahres zur Hand zu nehmen. Das wäre dann auch die einzige Anregung, wie man den Kulturbericht informativer machen könnte: die Vergleichszahlen des Vorjahres, vielleicht auch die im Budget für das betreffende Jahr vorgesehenen Beträge mit anführen. Dann ergibt sich eher die „in Zahlen gegossene Politik“.

Interessant ist auch die gesamte Zahl der Förderansuchen an das Land. 979 Anträge wurden gestellt, 853 davon wurde entsprochen. Bei den persönlichen Ansuchen wurden gut die Hälfte von Männern, 45 Prozent von Frauen gestellt. Gesamthaft wurden für das Jahr 2020 im Bereich Kultur 24,5 Millionen Euro ausgegeben – aber genau hier wären auch Vergleichszahlen zum Voranschlag und zum vergangenen Jahr interessant gewesen. Denn man möchte doch gerne wissen, ob es im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang oder eine Steigerung der Fördermittel gegeben hat.

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.