Ehrlicher Blick auf die Mutterschaft

Mama
Jessica Lind
Kremayr & Scheriau
188 Seiten
Jessica Lind gelingt ein bewegendes Debüt.
Roman Mutterschaft ist eine Odyssee, die nicht immer ein gutes Ende nehmen muss. Die niederösterreichische Autorin Jessica Lind (geb. 1988) erzählt in ihrem Roman von Herausforderungen und Freuden der titelgebenden „Mama“. Mit Verstrickungen, Zeitsprüngen und einem immer präsenten Unheimlichen gelingt ihr ein überzeugendes Debüt.
Nichts wünscht sich die Fotografin Amira mehr als ein Kind. In einer Hütte im Wald verbringt sie einen romantischen Urlaub mit ihrem Partner Josef, doch dieser ist vom gemeinsamen Kinderwunsch plötzlich nicht mehr so angetan. Liegt es an der Hütte, in deren Nähe Josefs Vater verunglückt ist? Die Stimmung kippt immer mehr und hinterlässt beim Leser eine spannungsvolle Unruhe. Die Sehnsucht Amiras wird greifbar und gipfelt in einem scheinbaren Happy End auf einer ganz besonderen Lichtung im Wald. Die dadurch vermittelte positive Stimmung kommt nicht ganz an, da hier noch viele Fragen zu düsteren Ereignissen offen bleiben. Etwas wächst in ihr. Das „es“ fordert Amira viele Strapazen ab. Erneut verbringen Josef und Amira eine Auszeit von ihrem Wiener Leben in der Hütte. Immer mehr Zweifel wachsen in Amira, und sie fühlt sich im Wald zunehmend verfolgt. Vielleicht hatte Josef damals recht, und sie wären ohne Kind glücklicher, doch nun ist er zutiefst begeistert.
Rätselhaftes
Die an die Hütte gebundene Geschichte lässt den Meinungswechsel des Paares zu ihrer Elternschaft plötzlich erscheinen und erzeugt eine unerfüllte Neugierde. Diese wird nur durch tiefe Einblicke in die Gefühlswelt Amiras gestillt und verleiht dem Buch seinen Reiz. Die in drei Zeitsprüngen aus objektiver Perspektive geschriebenen Geschichte überzeugt durch offene Fragen, das Miterleben der Gefühlswelt Amiras und einen ehrlichen Blick auf Mutterschaft. Mit kurzen, szenenhaften Kapiteln erschuf die ausgebildete Drehbuchautorin und Dramaturgin (u.a. von Jessica Hausners „Little Joe“) ein rätselhaftes Buch. Bloß den roten Faden findet man oft erst am Ende des nächsten Kapitels wieder, und manches erschließt sich überhaupt erst am Ende des Buches. Dennoch ist „Mama“ ein bewegender und geheimnisumwobener Roman.