Primadonna der Opernwelt in einer oberflächlichen Inszenierung

Kultur / 23.08.2021 • 10:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Primadonna der Opernwelt in einer oberflächlichen Inszenierung
Anna Netrebko in “Tosca” bei den Salzburger Festspielen. SF/Borelli

Heftig, aber kurz fiel der Jubel für „Tosca“ mit Anna Netrebko aus.

Salzburg Eine Erkältung ist ernst zu nehmen, aber in diesem Fall hat sie die Spannung erhöht. Am Samstagabend ließ das Publikum vor dem Salzburger Festspielhaus jedenfalls die Champagnerkorken knallen, denn bei der Hauptprobe noch ersetzt, war Anna Netrebko exakt zur Premiere wieder bei Stimme. In diesem Fall auch in der Lage, jenes strassbesetzte Kleid funkeln zu lassen, das vorab in einem peinlich wirkenden Marketing-Gag den Society-Fotografen präsentiert wurde. Wenigstens auf den Bühnen selbst geht es um die Kunst. Wobei man sich nach der „Tosca“-Premiere nicht mehr ganz sicher sein kann. Regisseur Michael Sturminger hat sein Konzept der Verflechtung von Mafia und Katholischer Kirche seit den Osterfestspielen vor drei Jahren nicht etwa stringenter zugeschnitten und plausibler aufgebaut, nein, er lässt im Bühnenbild von Renate Martin und Andreas Donhauser, das römische Originalschauplätze wie die Kirche Sant’Andrea della Valle oder den Palazzo Farnese andeutet, althergebrachte Operngesten zu, nimmt die Hauptfiguren immer wieder aus dem Handlungsablauf, damit sie leichter brillieren mögen. Man kennt das vom Stagione-Betrieb, von einer Festspielinszenierung darf man mehr verlangen.

Anna Netrebko und Yusuf Eyvazov. <span class="copyright">SF/Borelli</span>
Anna Netrebko und Yusuf Eyvazov. SF/Borelli

Das Publikum quittierte die Personenregieverweigerung mit Missfallensäußerungen. Die Idee, Polizeichef Scarpia (hier also ein Mafia-Pate) den Messerstich durch Tosca überleben zu lassen, damit er sie vor dem finalen Sprung von der Engelsburg erschießt, macht zudem noch keinen Opernthriller. Das James-Bond-Bild als rauchender Bösewicht im Drehsessel, dem die im Schutz der Kirche abgerichteten Kindersoldaten die Hand küssen, ist einfach nur banal. Dazu setzt Maestro Marco Armiliato mit den Wiener Philharmonikern sehr auf die Bombastik der Puccini-Partitur, die auch einige zarte Farben enthalten würde. Mit Anna Netrebko (Tosca) und Yusif Eyvazov (Cavaradossi) kann er sich das leisten. Die Primadonna dominiert mit ihrem Vissi d’arte fraglos die Challange um das Aushalten schöner Töne. Man kann begeistert sein wie von der samtenen Technik von Eyvazov und der Intensität von Ludovic Tézier als Scarpia.

<span class="copyright">Sf/Borelli</span>
Sf/Borelli

Weitere Aufführungen: 24., 27., 31. August im Salzburger Festspielhaus, Übertragung am 27. August, 20.15 Uhr auf ORF 2.