Geburt künstlerisch beleuchtet

Kultur / 27.08.2021 • 18:12 Uhr
In „Fluid Body“ inszeniert Kraft das Embryo-Sein tänzerisch. R. Huber
In „Fluid Body“ inszeniert Kraft das Embryo-Sein tänzerisch. R. Huber

Ein Open-Air-Festival zelebriert das 20-jährige Jubiläum des Frauenmuseums Hittisau.

hittisau Mit vielfältigen Kunstbeiträgen von internationalen Artistinnen und Artisten wird bei dem Open-Air-Festival „Einer Libelle leichtes Glück“ das Thema Geburt vor und rund um das Frauenmuseum Hittisau künstlerisch beleuchtet. Zu sehen sind künstlerische Inszenierungen von Guadalupe Aldrete, Michaela Bilgeri, Natalie Fend und Magdalena Türtscher, Barbara Anna Husar, Eva-Maria Kraft und Rupert Huber und Ronja Svaneborg. Für Eva-Maria Kraft und Natalie Fend dient die Tanzkunst als Ausdrucksform.

Tänzerisch auseinandergesetzt

Eva-Maria Kraft, Tänzerin und Choreografin aus Salzburg, fokussiert sich in ihrer Live-Performance „Fluid Body“ thematisch auf die Embryologie. Als Artist in Residence verbringt sie vier Wochen in Vorarlberg, wo ihr Stück finalisiert wird. Durch ihr zweites Standbein als Craniosakral-Praktikerin kam sie mit dem Thema der Embryologie, mit dem Leben in und aus Flüssigkeit, in Kontakt. „Sich mit dieser ersten Zeit des Lebens, in der man aus nichts als Zellen und Wasser besteht, auseinanderzusetzen, war ein intensiver und berührender Prozess. Ich habe viel darüber gelesen und mich in die verschiedenen Phasen hineinversetzt“, so Kraft. Daran erinnern, wie es war, ein Embryo zu sein, könne sich natürlich niemand. Sie nimmt sich aber die künstlerische Freiheit, in ihrem Stück zu zeigen, wie sich das Embryo-Sein für sie persönlich anfühlt. Ein strukturierter Rahmen ist vorgegeben, leben würde die Live-Performance aber vom Im-Moment-Erleben der Tänzerin sowie des Musikers Rupert Huber, der die Aufführung musikalisch begleiten wird. Einen weiteren Programmpunkt des Festivals bildet der Tanzfilm „Sterbe und Werde“. In Kooperation mit Magdalena Türtscher wurde der Film von Natalie Fend, Tänzerin und frisch gebackene Mama, kreiert. Als Drehort diente ein begehbarer Lehmkörper, der sinnbildlich das Gefühl von Enge widerspiegeln soll. „Sowohl Corona-Lockdowns als auch meine Schwangerschaft führten unter anderem zu einem Gefühl von Beengtheit“, verrät Fend. Als Tänzerin dient der Körper auch gleichzeitig als Instrument und ihre Schwangerschaft brachte grundlegende Veränderungen mit sich, auch auf beruflicher Ebene. In ihrem Kurzfilm bringt Fend diese Parallelen zwischen den Lockdowns der Pandemie, einem Schwangerschaftsbauch und einem beengenden Raum tänzerisch zum Ausdruck. „Aber egal, wie begrenzt ein Raum ist, es gibt immer Platz dafür, sich zu bewegen. Tänzerisch und geistig“, sagt die 31-jährige.

Mit der Gesamtinszenierung des Festivals soll ein Zeichen gesetzt werden, unterstreicht Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseums. Frauen seien von der Coronakrise härter getroffen worden und gerade Künstlerinnen nun des Öfteren existenziell bedroht. „Wir freuen uns, Kunstschaffende durch solche Veranstaltungen unterstützen zu können.“

„Die Stücke tragen immer auch einen Charakterzug des eigenen Befindens.“

In ihrem Tanzfilm „Sterbe und Werde“ werden von der Vorarlberger Tänzerin Natalie Fend Architektur, Tanz und Gesellschaftsthemen auf ästhetische Weise verbunden.  M. Türtscher
In ihrem Tanzfilm „Sterbe und Werde“ werden von der Vorarlberger Tänzerin Natalie Fend Architektur, Tanz und Gesellschaftsthemen auf ästhetische Weise verbunden.  M. Türtscher

Open-Air-Festival „Einer Libelle leichtes Glück“: 28. August, ab 18 Uhr, bei jedem Wetter und gegen freiwillige Spende, am Platz rund um das Frauenmuseum Hittiau.