Komponist Herbert Willi: Mit Musik ein Spiegel der Zeit sein

In nächster Zeit werden wieder vermehrt Werke von Herbert Willi im Land zu hören sein.
ST. ANTON im Montafon Der Komponist Herbert Willi (65) zählt zu den bekanntesten österreichischen Komponisten, seine Musik ist durch namhafte Solisten und Orchester international aufgeführt und viel beachtet worden. Besondere Bekanntheit erreichte 1996 seine Oper „Schlafes Bruder“ mit Inszenierungen in Zürich, Wien und Innsbruck. August Everding, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, antwortete beim „Theatertreffen Berlin“ in 3sat auf die Frage, wohin er jetzt junge Menschen schicken würde: „In die Oper von Herbert Willi.“
Was ist eigentlich aus dieser Oper geworden, wird sie nach 25 Jahren wieder einmal aufgeführt?
Es gab inzwischen 2008 auch noch in Klagenfurt eine Inszenierung mit einem neu komponierten Anfang und in einer um das Orgelfest wesentlich erweiterten Fassung und eine Neuinszenierung dieser Version 2009 in Wien. Bis heute haben mehr als 20.000 Menschen live in Opernhäusern „Schlafes Bruder“ erlebt. Eine weitere Produktion in absehbarer Zeit ist durchaus realistisch.
Wird es irgendwann eine weitere Oper von Herbert Willi geben?
Seit „Schlafes Bruder“ habe ich ganz viele Anfragen erhalten, u. a. vom Theater an der Wien, von der Wiener Staatsoper, von Claudio Abbado, von August Everding für München oder auch von Claus Helmut Drese, ehemals Intendant des Opernhauses Zürich und der Wiener Staatsoper. Drese schickte mir sogar Libretti, um mich für eine weitere Oper zu begeistern. Sie alle wollten eine zweite Oper von mir. Ich habe auch genügend Stoffe, aber ich habe auch so viele andere Aufträge für aktuelle Projekte laufen, dass die zeitaufwendige Oper im Moment warten muss.
In letzter Zeit ist es bei uns relativ still geworden um Sie als Komponisten – jetzt werden zwei ältere Werke von Ihnen aufgeführt, zuerst ihr Trompetenkonzert, inzwischen eines der meistaufgeführten Werke dieser Art.
Dass das SOV zur Saisoneröffnung mein Trompetenkonzert „Eirene“ spielt, ist dem berühmten Zufall zu danken. Ich selbst war schon länger auf die fantastische, erst 22-jährige Trompetensolistin Selina Ott aufmerksam geworden, und als der neue Chefdirigent Leo McFall seine erste Saison mit dem Werk eines Vorarlbergers eröffnen wollte, sind wir gemeinsam auf diesen Namen gestoßen und waren uns sofort einig. Ott hat als erste Frau auf der Trompete den ARD-Wettbewerb gewonnen und ich freue mich sehr auf ihre Aufführung meines Trompetenkonzertes, das ich 2002 für einen ihrer Lehrer, Reinhold Friedrich, geschrieben habe. Er hat von einem „unerklärlichen Zauber in diesem herrlichen Licht-Raum-Werk“ gesprochen, das den Menschen große innere Freude bereitet.
Das zweite Stück, Ihr Kammerkonzert „Für 16“, wird am Konservatorium aufgeführt.
Das dortige Ensemble PulsArt wurde vor fünf Jahren von mir initiiert. Junge Musiker haben so eine Möglichkeit, sich intensiv mit aktuellen Werken zu befassen und sich mit deren Komponisten auszutauschen, oft sind es Uraufführungen von Komponisten meiner Kompositionsklasse. Dazu werden Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Benjamin Lack war als Leiter sofort begeistert dabei, auch der Komponist Vivian Domenjoz und der Klarinettist Francesco Negrini, und wir konnten damit jungen Menschen etwas weitergeben – etwas vom Schönsten für mich. „Für 16“ war meine erste Komposition nach dem Studium am Mozarteum Salzburg, ich war also in einer ähnlichen Situation wie meine Studenten mit ihrer Abschlusskomposition am Ende ihrer Ausbildung, also eine schöne Analogie.
Niemals still geworden um Herbert Willi ist es in Asien, konkret in Südkorea und Japan. Dort scheinen sich die Leute nicht satthören zu können an Ihrer Musik. Wie kam es dazu?
Menschen aus Korea haben meine Musik gehört, u. a. mein Trompetenkonzert im Wiener Musikverein. Sie waren fasziniert, weil ich mich da auf eine Landschaft einlasse, ohne dass es Programmmusik ist, und wollten, dass ich nach Korea komme, um mich auf ihr Land, Menschen und Kultur einzulassen, um dann das Ergebnis als Musik hörbar zu machen. Nach einigem Zögern bin ich hingefahren, es wurde eine „Herbert Willi Society“ gegründet und das ist immer mehr gewachsen. Auch in Japan gab es mehrtägige Symposien mit Fachleuten zu meiner Musik, in Sapporo wurde innerhalb von vier Wochen fast mein Gesamtwerk mit Tausenden von Zuhörern aufgeführt. Leider konnte ich zuletzt durch die Corona-Situation dort nicht mehr so oft vor Ort sein, wie ich es gerne wollte.
Worum geht es Ihnen grundsätzlich bei Ihrer Arbeit als Komponist?
Warum ich überhaupt Komponist bin, war von Anfang an klar. Es reicht für mich nicht, dass Musik nur den Seinszustand der Welt aufzeigt, Spiegel der Zeit ist, all das wissen wir auch ohne Musik. Wichtig ist mir zu versuchen, auch Hoffnung für die Zukunft zu geben. Fritz Jurmann
Abo-Konzerte SOV: 18. 9., 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch, 19. 9., 17 Uhr, Festspielhaus Bregenz; Ensemble PulsArt: 10.10., 11 Uhr, Landeskonservatorium Feldkirch