Viele alte Bekannte

Kultur / 17.09.2021 • 16:53 Uhr
Viele alte Bekannte

Sven Regener schreibt über Freundschaft, Liebe, Kunst und Berlin.

Roman In „Glitterschnitter“ kommt Regener-Lesern vieles vertraut vor. Dazu gehören die Wiener Straße und das Café Einfall in Berlin-Kreuzberg, die Aktionskunst der frühen 80er Jahre und viele der Figuren aus früheren Romanen wie „Herr Lehmann“, Regeners literarischem Debüt vor genau 20 Jahren. Sein Kreuzberg-Epos ist mittlerweile auf viele Hundert Seiten angewachsen. Ein bisschen kompliziert ist das alles, weil der inzwischen 60-jährige Autor, ansonsten bekannt als Gründer, Sänger und Trompeter der Indieband Element of Crime, nicht einfach Roman für Roman chronologisch hintereinander wegerzählt.

Sein Erstlingswerk spielt im Mauerfalljahr 1989, „Der kleine Bruder“ (2008) im November 1980, „Magical Mystery“ (2013) Mitte der 1990er Jahre, „Wiener Straße“ (2017) wieder 1980. „Glitterschnitter“ knüpft direkt daran an. Die Gestalten, die die „Glitterschnitter“-Welt bevölkern, sind überwiegend alte Bekannte: Frank Lehmann ist wieder dabei, steht aber nicht im Mittelpunkt, dafür oft an der Kaffeemaschine und experimentiert mit Techniken, Milch aufzuschäumen. Und nebenbei rettet er das Leben eines einsamen Ex-Polizisten – mit Unterstützung von Chrissie, die im Café Einfall jobbt. Die beiden werden sich immer sympathischer. Stress hat Chrissie dagegen mit ihrer Mutter Kerstin, deren Abstecher aus Schwaben nach Kreuzberg schon viel zu lange dauert. Auch die aus dem vorigen Roman bekannten Künstler tauchen auf. Den Fokus legt Regener auf die Band, die Karl Schmidt, Ferdi und Raimund gegründet haben und mit der sie nun groß rauskommen wollen. Wenige Schriftsteller gehen mit ihren Figuren so liebevoll um wie Regener, auch wenn er ohne jede Nostalgie auf die frühen 80er Jahre zurückblickt.

“Glitterschnitter”, Sven Regener, Verlag Galiani, 469 Seiten.