Warum Künstler ihr Publikum kennen sollten

Interessenvertretungen sehen in den Besuchererhebungen eine Notwendigkeit und bieten Unterstützung an.
Bregenz Meet and greet heißt es nahezu bei jedem Event. Und das bedeutet, dass Fans die Chance haben, ihre Künstler näher kennenzulernen. Abgesehen davon, dass die Begrifflichkeiten eher für die reine Unterhaltungsbranche anzuwenden sind, ist es auch für Theatermacher, Schauspielerinnen und Schauspieler interessant, meet and greet einmal umzudrehen und sich näher mit dem Publikum zu befassen, das zu ihnen kommt – oder nicht kommt. Solche Mechanismen wollen auch die Interessenvertreter unterstützen, deshalb propagiert die IG Kultur Vorarlberg die aktuelle ASSET-Studie und empfiehlt, daraus eigene Initiativen bzw. Besucherumfragen abzuleiten.

Mit dem Vorschlag kam IG-Geschäftsführerin Mirjam Steinbock an, ein Abend mit ASSET-Bereichsleiter Gerald Gröchenig stieß auf Interesse.
Guter Zeitpunkt
Nachdem nahezu alle Theater- und Konzertveranstalter bemerken, dass sich das Verhalten des Publikums nach den zwar pandemiebedingten, aber lang andauernden Veranstaltungsverboten verändert hat, sei, so Steinbock im Gespräch mit den VN, ohnehin die Zeit gekommen, die Motive der Besucher vertiefend zu eruieren. So wurde das Publikum in der Studie etwa anhand von Erwartungshaltungen, Erfahrungen, Charakteristika und kulturellen Vorlieben in homogene Untergruppen unterteilt. Dabei kristallisierten sich mehrere Segmenttypen heraus, die von den Classicists, den Fans des Klassischen und Etablierten, über Mainstreamers, die sich allgemein in den kulturellen Hauptströmungen bewegen, zu den Explorers, die Neues suchen und sich dabei auch gern einmal etwas auf gut Glück anschauen, bis hin zu den Cultural Grazers, den sehr offenen Besucherinnen und Besuchern ohne Präferenz, reichen. Das Ergebnis liefert Veranstaltern wichtige Erkenntnisse zur Auswahl der Kommunikations- und Werbemittel, aber auch ganz allgemein für die Kulturarbeit.
In Österreich nahmen mit dem Kulturzentrum brut, dem Dschungel Wien, dem Werk X und dem Schuberttheater vier unterschiedliche Unternehmen an der internationalen Studie teil, die mit der freien Theaterszene vernetzt sind. Die Prekariatsstudie, die die Kulturabteilung des Landes in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Dornbirn gerade erstellen lässt, liefert, so Steinbock, weitere Erkenntnisse. Klar feststellen ließe sich bereits, dass sich die Arbeitssituation im Kulturbereich auf die Projekte auswirkt. Wer Qualität will, wird sich somit mit den Produktionsverhältnissen in Vorarlberg befassen müssen.