Zum letzten Mal im Dienste Ihrer Majestät

Emotionales Finale für Geheimagent Daniel Craig.
Agententhriller „Sie sind zu spät“, moniert Agentin Paloma bei ihrer ersten Begegnung mit James Bond. Knapp anderthalb Jahre zu spät, um genau zu sein. „Keine Zeit zu sterben“ hätte im April 2020 Premiere feiern sollen. Der Film war fertig, dann kam Corona. Den 25. James-Bond-Film als Stream zu veröffentlichen, kam für die Produzenten nicht infrage. Nach mehreren Verschiebungen kommt der Agententhriller nun auf die Leinwand. Das freut nicht nur 007-Fans, sondern auch Kinobetreiber, die mit dem Kassenmagnet die Hoffnung auf Erholung von der Krise verbinden. Am Ende des etwas enttäuschenden Vorgängers „Spectre“ (2015) fuhr Bond mit seiner Geliebten Madelaine Swann (Léa Seydoux) dem Sonnenaufgang entgegen. Doch wie in den Romanen von Ian Fleming währt diese Idylle auch im neuen Film nur kurz. Nach einer spektakulären Action-Sequenz – mit dem Aston Martin DB5 – steht Bond wieder alleine da.
Gemeinsamer Feind
Jahre später lebt der Agent im Ruhestand ein schönes Leben auf Jamaika, als ihn sein alter Freund Felix (Jeffrey Wright) besucht. Der CIA-Mann bittet ihn um Hilfe bei der Rettung eines entführten Wissenschaftlers. Und bald ist Bond zurück im Dienste Ihrer Majestät, wo Chef M (Ralph Fiennes) die Dinge zu entgleiten drohen. Anfangs sieht es so aus, als habe die Doppel-Null-Agentin Nomi (Lashana Lynch) James Bond beim MI6 den Rang abgelaufen. Der gemeinsame Feind heißt in diesem Fall Safin (Rami Malek) und ist ein Krimineller mit einem Faible für Biowaffen – und einer eigenen Insel. Selbst Bonds Erzrivale Blofeld (Christoph Waltz), der im Gefängnis sitzt, ist nicht vor Safin sicher.
Für den 53-jährigen Daniel Craig ist es endgültig die letzte Mission als Geheimagent. Nach fünf Filmen endet eine Ära, die 2006 mit „Casino Royale“ begann. Im ersten Reboot der Reihe sah das Publikum wie James Bond zu 007 wurde, dem Agenten mit der Lizenz zum Töten. Und es erlebte nach den bunten, launigen Pierce-Brosnan-Filmen einen ernsten Agenten, der viel einstecken musste, allen voran den Tod seiner geliebten Vesper, die auch im neuen Film ein Thema ist.
Ausgedehntes Finale
Bonds Weg bekommt mit „Keine Zeit zu sterben“ nun sein ausgedehntes Finale. Mit 163 Minuten ist es der mit Abstand längste Bond-Film. Und das Publikum hat in diesem bisweilen überwältigenden Agentenepos von US-Regisseur Cary Joji Fukunaga mit herrlichen Bildern von Kameramann Linus Sandgren eine Menge zu verarbeiten. Einige überraschende und kontroverse Details der Handlung dürften für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Der 25. Bond ist der emotionalste seit „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969). Wohl auch deshalb haben die Komponisten Hans Zimmer und Steve Mazzaro in ihren Soundtrack Elemente der alten Filmmusik von Bond-Guru John Barry einfließen lassen.
Die Besetzung um Malek und Rückkehrerin Seydoux ist hervorragend. Lashana Lynch als Nomi und Ana De Armas als Paloma verkörpern einen etwas anderen Typus Frau in den 007-Filmen. Wo Bond-Girls früher direkt mit Bond im Bett gelandet wären, liefern sich die Agentinnen nun scharfzüngige und witzige Dialoge mit ihrem männlichen Kollegen. Vielleicht auch ein Verdienst von Phoebe Waller-Bridge, die dem Drehbuch der Bond-Autoren Neal Purvis und Robert Wade den letzten Schliff verpasste. Sicher ist: Über diesen Film wird man noch lange reden.

“Keine Zeit zu sterben”
Regie Cary Joji Fukunaga
Darsteller Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Ana de Armas, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Ben Wishaw
Start 30. September