Da hatte der Herbstblues keine Chance mehr

Zum Abschluss der heurigen Schubertiade-Konzertserie begeisterte ein reines Schubert-Programm.
Hohenems Es war ein mitreißender Schussakkord der Schubertiade, der schon jetzt Sehnsucht nach der Fortsetzung im nächsten Jahr aufkommen ließ. Hauptakteur war das aus Berlin stammende Armida-Quartett, dessen laufende Einspielung sämtlicher Mozart-Streichquartette bereits als Meilenstein gilt.
Schuberts Streichquartett in B-Dur, D 112, das er als 17-Jähriger schrieb, ist eines der schönsten aus dieser frühen Epoche und steht einerseits in der klassischen Tradition, tönt aber auch schon in die romantische Ära hinein. Schon mit der ersten, sehnsüchtig-schmelzenden Melodie des souveränen Primgeigers Martin Funda erklang die Welt des Wiener Biedermeiers, mit ihren Kontrasten zwischen Süße und Leidenschaft und den darunter lauernden düsteren Abgründen. Funda, Johanna Staemmler an der zweiten Violine, Teresa Schwamm an der Viola und Peter-Philipp Staemmler am Cello, die hochkonzentriert an der Kante von Klavierbänken saßen, spielten mit gemeinsamem Atem in perfekter Harmonie. Im zweiten Satz mit seinen Molltrübungen strich Staemmler das Cello geradezu zärtlich, während sich im eleganten Menuett erste und zweite Geige ein kleines Duell lieferten. Im zerrissenen vierten Satz fiel die klangvolle Bratsche von Teresa Schwamm besonders auf. Nach der Pause erklang mit Schuberts Oktett in F-Dur, D 803 ein Klassiker der Kammermusik in einer berückend klangschönen, differenzierten und schwungvollen Interpretation. Das Bläsertrio mit der unvergleichlichen Sabine Meyer an der Klarinette, Bruno Schneider am weich und voll klingenden Horn und Dag Jensen am geschmeidig schnarrenden Fagott gemeinsam mit Knut Sundquist am Kontrabass haben dieses Werk mit dem Quatuor Modigliani auf CD eingespielt.
Perfekte Vertrautheit
Diese perfekte Vertrautheit spürte man auch in Hohenems, und sie stellte sich mit dem Armida-Quartett ein. Einen besonderen Akzent erhielt der Abend durch den norwegischen Bassisten Knut Sundquist, der seinem Vergnügen am Spiel auch mimisch beredten Ausdruck verlieh und der fast wie ein Jazzer wirkte. Nach der geballten Energie der Schlussstretta hatte der Herbstblues keine Chance mehr: Das Publikum tobte vor Begeisterung.