Ein musikalisches Experimentierfeld

Das hervorragende Ensemble Mosaik präsentierte in der Remise Bludenz vier aussagekräftige österreichische Erstaufführungen.
Bludenz Als Klanglabor mit Workshopcharakter haben sich die Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik (btzm) unter der künstlerischen Leitung der italienisch-deutschen Komponistin Clara Iannotta etabliert. Das Vorarlberger Publikum zeigt relativ wenig Interesse für die Entwicklungen im Bereich der zeitgenössischen und elektronischen Musik der jungen Generation. Doch während des Festivals gastieren einige aufstrebende Komponistinnen und Komponisten aus Europa und den USA in Bludenz und sorgen als aufmerksame und gut gelaunte Zuhörende für eine lockere Konzertatmosphäre in der Remise. Sechs ausgewählte Künstlerinnen und Künstler bilden sich zudem im Rahmen eines Meisterkurses der btzm unter der Leitung von Clara Iannotta weiter.
Neun Uraufführungen und zehn österreichische Erstaufführungen stehen auf dem Programm. Am Eröffnungsabend präsentierte das innovative Ensemble Mosaik aus Deutschland unter der Leitung von Magnus Loddgard vier österreichische Erstaufführungen. Vor allem „Autophagy II“ des italienischen Komponisten Andrea Mancianti und das Werk mit dem auffälligen Titel „()*, The Drummer“ von Kelley Sheehan aus den USA wiesen den Weg in die Zukunft des zeitgenössischen Musikschaffens.
Andrea Mancianti stellte in einer spannenden Werkanlage eine E-Gitarre und ein Tam-Tam in den Mittelpunkt des Klanggeschehens. Elektronisch wurden die Instrumentalklänge manipuliert und mit Rückkoppelungseffekten gespielt. So entstanden raumgreifende, gut aufeinander reagierende Sounds, die vielschichtige musikalische Verläufe nachvollziehbar machten.
Musik weiterdenken
Humorvoll wirkte die Aufführung des Werkes „()*, The Drummer“ der amerikanischen Komponistin Kelley Sheehan, das im Auftrag der btzm entstanden ist. Darin setzte sich der Drummer zuerst selbstbewusst in Szene. Doch rasch relativierten der Saxophonpart und Spielzeuginstrumente seine vermeintliche Überlegenheit. Auch in dieser Komposition bereicherten die originell eingesetzten Electronics das Klangspektrum.
Joshua Mastel war im Jahr 2019 einer der Gewinner des Meisterklasse-Wettbewerbs bei den btzm. Das brachte dem in New York lebenden Künstler einen Kompositionsauftrag ein. In „spread in lobes link lichen on rock“ für Ensemble schuf er mit fein ziselierten (Spalt-)klängen ein filigranes Klanggeflecht. Ereigniseinheiten des Synthesizers sorgten für Abwechslung innerhalb der eher herkömmlichen musikalischen Abläufe.
„sugarcoating“ nannte die aus Stuttgart stammende Komponistin Sara Glojnaric ihr Werk für großes Ensemble. Anhand von musikalischen Artefakten aus der Popmusik entwickelte sie eine Komposition, die auf der impulsiven Kraft der Rockmusik fußte und regte damit zum Weiterdenken an. Gleichzeitig nahm sie einen Gedanken auf, der auch die Programmierung der btzm wesentlich mitbestimmt: Was interessiert uns an Revivals?
Weitere Konzerte am Samstag, 20 Uhr, in der Remise sowie am Sonntag, 11 Uhr (in der Musikschule), und 20 Uhr, in der Remise, mit dem Auftragswerk von Malin Bang.