Vorarlberger Autorin Verena Roßbacher schuf besonderes Reisetagebuch

Kultur / 11.10.2021 • 08:00 Uhr
Vorarlberger Autorin Verena Roßbacher schuf besonderes Reisetagebuch
Verena Roßbacher mir ihren Arbeiten in der Ausstellung in Innsbruck. Sorko

Mit einem Fotoalbum wird eine mitreißende Geschichte erzählt.

Innsbruck Zu sehen sind zwei Männer und eine Frau, deren Identität im Dunkeln bleibt. Als visuelles Ausgangsmaterial dient ein historisches Fotoalbum, das von der Bibliothek des Ferdinandeums im Internet ersteigert wurde. Die 60 Bilder entstanden 1912 und wurden zehn Jahre später von einer Buchbinderei aufwendig zu einem Album zusammengefasst. Das Dreiergespann unternahm eine Reise von München nach Tirol und hielt diese bildlich fest. Im BTV Stadtforum INN SITU in Innsbruck werden die historischen Fotografien mit einer literarischen Intervention in Kontakt gebracht und ermöglichen den Betrachtern vielfältige Einblicke. Die Bludenzer Autorin Verena Roßbacher haucht den über hundert Jahre alten schwarz-weiß Abzügen der Urlaubstour Leben ein. Sie schrieb eine fiktive Erzählung, die den Besuchern mit einer aufwendigen Videoinstallation nähergebracht wird. Im Ausstellungsraum wird jede Aufnahme an der Wand aneinandergereiht und durch eine historische Sammlung der Bibliothek des Ferdinandeums ergänzt. Die Objekte in den Vitrinen wurden dem Thema Reisen gewidmet und sollen historische Entwicklungen greifbar machen.

Hunde im Trend

„Es handelt sich um ein vielversprechendes Format, mit dem sich die Vergangenheit bearbeiten lässt. Es gab einige schlaflose Nächte, bis es mir gelungen ist, den Einstieg in den Schreibprozess zu finden. Ich habe mir alle Bilder ausgedruckt, diese im Zimmer ausgelegt und gleichzeitig am Computer die einzelnen Motive im Detail betrachtet“, sagt Verena Roßbacher. Die Autorin nahm den Schnauzbart eines der beiden Männer unter die Lupe, bemerkte die Ähnlichkeit zu Martin Luther und versuchte die Reiseroute der unbekannten Personen nachzuvollziehen. Roßbacher schildert die Geschichte aus der Ich-Perspektive und greift zeitgenössische Fragestellungen auf. Es geht auch um Liebe und folgenschwere Entscheidungen. Sie vergleicht historische Motive mit aktuellen Trends in den Social-Media-Kanälen.

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Sorko

So stellt die Schriftstellerin fest, dass die beiden Hundeporträts, die auf der Reise entstanden sind, auch heute noch viel Zuspruch im Internet ernten würden. Während ihrer Recherche befasste sie sich intensiv mit der Entstehung der Fotografie und den allerersten Selbstporträts. „Es gibt wunderbare Aufnahmen der Prinzessin Anastasia, die am russischen Zarenhof lebte und sich vor einem Spiegel ablichten ließ oder Bilder von englischen Pionieren. Zur damaligen Zeit waren diese Menschen dabei, ein völlig neues Medium zu entdecken.“ Mit ihrer Erzählung ist es Roßbacher gelungen, die Motive in ein vieldimensionales Werk zu transformieren und zugänglich zu machen. „Aus meiner Sicht sollte man das Album noch weiteren Schriftstellern geben, um zu erleben, welche anderen Geschichten daraus entstehen könnten.“  Miriam Sorko

Die Ausstellung „Das Fotoalbum“ im BTV Stadtforum INN SITU in Innsbruck läuft noch bis 22. Jänner 2022: www.innsitu.at