So schön können französische Vorspeisen klingen

Symphonieorchester Vorarlberg bot unter Christoph Altstaedt Werke von Débussy, Britten, Rameau und César Franck.
Bregenz Es war ein interessantes und abwechslungsreiches Programm, das das Symphonieorchester Vorarlberg im Festspielhaus Bregenz spielte: französische Musik aus drei Jahrhunderten, im ersten Teil Kompositionen von Débussy, Britten und Rameau, ein wenig nach der Art von Hors d’oeuvre variés zusammengestellt, gemischten Vorspeisen, wo für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Nach der Pause dann die D-Moll-Symphonie von César Franck, die als die meistgespielte französische Symphonie gilt. Wobei man über den Begriff „französisch“ ins Sinnieren kommen könnte: Abgesehen davon, dass Britten hier lediglich französische Gedichte vertonte, orientierte sich Franck stark an Wagner und Beethoven, stammte von deutschen Eltern ab und wurde erst mit über Fünfzig als Franzose eingebürgert.

Gleich ein Höhepunkt waren die fünf Préludes von Débussy, ursprünglich für Klavier komponiert, hier in der delikaten, farbenreichen, manchmal schrägen Instrumentation von Hans Zender vom solistisch besetzten Orchester sehr vergnüglich zu Gehör gebracht. Benjamin Brittens vier französische Lieder für hohe Stimme und Orchester sind ein erstaunliches Jugendwerk des Vierzehnjährigen: Auf Gedichttexte von Verlaine und Hugo komponiert, erinnern sie gleich zu Beginn mit leisem Streicherflirren und Harfenklängen an Débussy, finden aber eine eigene, eigenwillige Klangsprache. Vorgetragen wurden sie von der Sopranistin Ana Maria Labin, die mit ihrer warmen, sinnlichen Stimme die Lieder feinsinnig interpretierte. Christoph Altstaedt am Pult des SOV, international als Opern- und Konzertdirigent sowie Musikvermittler tätig, überzeugte mit uneitlen, klaren Dirigiergesten und differenzierter Gestaltung. Etwas weniger überzeugend fiel eine ad hoc zusammengestellte Suite aus Rameaus Ballettoper „Les Indes galantes“ aus: Die Artikulation war zu wenig barock, es tönte alles etwas sehr geradeaus.

Beeindruckend und wie aus einem Guss gelang dann Francks eigenwillige dreisätzige Symphonie mit über siebzig Mitwirkenden. Altstaedt arbeitete die monumentale Architektur des ersten Satzes plastisch heraus, der von der düsteren langsamen Einleitung an über die wuchtigen schnellen Passagen etwas Unaufhaltsames und Zwingendes verströmte. Zauberhaft dann im zweiten Satz die zarte Englischhornmelodie auf Pizzicatobett. Der geschlossene Eindruck dieser Symphonie wird auch dadurch erzeugt, dass Franck im dritten Satz Themen aus den vorhergehenden Sätzen wiederaufnimmt. Das SOV spielte wie immer mit bewundernswertem Engagement. Stellvertretend für die ausgezeichneten Orchestersolisten seien diesmal Heiko Kleber als stets souveräner Herr der Pauken und Yuta Onouchi am ergreifend schön klingenden Englischhorn genannt. Ulrike Längle

Nächste SOV-Konzerte am 27. und 28. November in Feldkirch und Bregenz, Werke von Mozart und Beethoven, Dirigent: Gérard Korsten.
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