Ein Bregenzer in einem richtig knackigen Psychothriller

“The Lighthouse” von Peter Maxwell Davies beweist seine Kraft in der Kammeroper.
Wien, Bregenz Es verwundert nicht, dass die Oper “The Lighthouse” von Peter Maxwell Davies (1934-2016) nach ihrer Uraufführung im Jahr 1980 in Edinburgh relativ bald in vielen Häusern gespielt wurde. Die Komposition ist musikdramaturgisch derart gut verankert, dass sie das Geschehen bestens vorantreibt und dem Publikum die Möglichkeit gibt, neben der Auseinandersetzung mit dem Inhalt das Agieren der Figuren über exakte Zuordnungen der Instrumente zu verfolgen. Von einer faden Fortsetzung der alten Leitmotivtechnik ist der Kunstgriff weit entfernt, bei entsprechendem Zugriff wird es ein richtig knackiger Psychothriller. Als solchen präsentierte die Kammeroper, die kleine Bühne des Theaters an der Wien, nun das Werk unter der musikalischen Leitung von Michael Zlabinger. Georg Zlabinger hat inszeniert, von Martin Zlabinger stammt die Ausstattung.

Ein familiäres Kleinformat ist auch im beengten Raum dieser Bühne in Wiens Innenstadt nicht zu befürchten. Man hat die zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft, offen bleibt an sich nur die Frage, warum das Theaterunternehmen die Produktion nach zwei Aufführungen wieder aus dem Spielplan nimmt. Das Tiroler Landestheater hatte sich vor einem Jahr mit einer Neuinszenierung von “The Lighthouse” seinen guten Ruf gesichert und selbst in der Kleinstadt Bregenz gäbe es genügend Interesse für eine längere Laufzeit einer Oper, die noch als zeitgenössische Komposition durchgeht. Von hier stammt auch Johannes Schwendinger, der die Partie des Arthur und des dritten Offiziers (die Doppelbesetzung ist für alle Protagonisten vorgesehen) übernimmt. Die Vorarlberger kennen ihn noch von Auftritten auf der Seebühne und am Kornmarkt, mittlerweile ist er als Bass in verschiedenen Häusern tätig. Peter Maxwell Davies verlangt eine Grenzauslotung im Stimmumfang, die er ohne Anstrengung in guter Färbung bietet. Andrew Morstein (Sandy, erster Offizier) und Timothy Connor (Blazes, zweiter Offizier) bestätigen ebenfalls das gute Besetzungskonzept des Hauses.

Zwischen Orchestergraben und Bühne sind die Aufgaben schön unterteilt. Unheimliches wird hörbar, während die Regie gut daran tut, nur auf wenige optische Effekte und mehr auf die schauspielerische Kraft der drei Protagonisten zu setzen, die sich wirkungsvoll in eine Art Scheinwerferkegel bzw. Sucher stellen. Die Story geht auf einen Vorfall zurück, der sich auf den Flannan Isles ereignete, wo einmal drei Leuchtturmwärter auf mysteriöse Weise verschwunden sind.
Ziemlich spooky
Die Gesuchten, aber auch die Suchenden scheinen einiges auf dem Kerbholz zu haben, bei ersteren offenbaren sich Abgründe. Mord, Vergewaltigung und religiöser Fanatismus stehen im Raum. Das ist ziemlich spooky, wird aber nicht auf den Gruseleffekt hin erzählt, sondern so, dass die Frage nach dem Bösen neben und in uns ihre Vielschichtigkeit behält. Viel Applaus.
