Zwischen Balken und Brettern

Stimmiger Start der neuen Konzertreihe „Klang & Raum“ mit Heidrun Wirth-Metzler.
Hittisau Man saß wie in einer Arche Noah an diesem Konzertabend in der Zimmerei der Brüder Nenning in Hittisau. An der Wand Bretter und Balken, in der Mitte eine kleine Bühne, auf der vier Musikerinnen und Musiker vor einer eigens gebauten Rückwand den hölzernen Raum mit alten oder nachgebauten Instrumenten aus Holz zum Klingen brachten: Bianca Riesner am Cello, Angelika Gallez an der Traversflöte, Heidrun Wirth-Metzler am Fagott und Martin Gallez am Hammerklavier. Im Lauf des Konzerts gaben die vier Einblicke in die besondere Spieltechnik ihrer Instrumente, man konnte also auch etwas lernen an diesem Abend.
Vor allem aber kam das über hundertköpfige Publikum in den Genuss wunderschöner, z. T. unbekannter Kammermusik. In Heinichens Concerto in G- Dur, bei dem der Basso Continuo unhistorisch, aber bewusst risikofreudig vom Hammerklavier gespielt wurde, zeigten sich gleich die Qualitäten dieses Ensembles: perfektes Aufeinanderhören, fabelhafte Technik und stilsichere Phrasierung. Eine Entdeckung war die virtuose Cello-Sonate des Neapolitaners Salvatore Lanzetti, deren Solopart auch von Flöte und Fagott übernommen wurde. Die alten Instrumente ergeben ein viel weicheres, feineres Klangbild als moderne, die Akustik der nach Holz duftenden Werkhalle ließ keine Wünsche offen. Martin Gallez profilierte sich als Solist in einer heiteren Variationenreihe von Johann Christian Bach. Fast echten Mozart hörte man in einer Bearbeitung der Papageno-Arie aus der „Zauberflöte“, von Cello und Fagott charmant musiziert. Den energetischen Schluss bildete ein Trio des schon in die Romantik vorausweisenden Amedeo Rasetti, als Zugabe erklang noch einmal ein Satz von Heinichen.
Bogen zu Mozart
Es war dies ein stimmiger Start der neuen Konzertreihe „Klang & Raum“, die besondere Spielstätten aussucht und in die Gestaltung des Abends einbezieht: In einem Gespräch mit dem Dendrochronologen Klaus Pfeifer erzählte Hermann Nenning über die Arbeit mit alter Bausubstanz. Dabei erfuhr man einiges darüber, wie man aus der Anordnung der Jahresringe das Alter von Häusern, aber auch von Musikinstrumenten bestimmen kann. Sogar zu Wolfgang Amadeus Mozart wurde ein Bogen geschlagen: Ludwig Ritter von Köchel, der Autor des Köchelverzeichnisses, traf den Hittisauer Historiker Josef Ritter von Bergmann einmal im Hittisauer Gasthaus „Krone“. Aus den Bodenbrettern, über die er damals geschritten oder vielleicht im Rausch auf allen Vieren gekrochen ist, wurde ein Tisch gezimmert. Die Konzertbesucher durften sich einen kleinen Würfel aus diesem Holz mitnehmen: Mozartwürfel statt Mozartkugel.