Nichts geht zu weit

Die technischen Möglichkeiten zu “Every” werden irgendwann vorhanden sein.
Roman Dave Eggers hätte keinen besseren Moment aussuchen können, um die Fortsetzung seines Romans “Der Circle” über einen allmächtigen Internetkonzern zu veröffentlichen. Von der dort beschriebenen Welt ohne Privatsphäre sind wir zwar nach wie vor weit entfernt. Doch Debatten über den Einfluss von Technologie auf unser Leben und Kontrolle durch die Onlineriesen kochen beinahe täglich hoch. “Geheimnisse sind Lügen. Teilen ist Heilen. Privatsphäre ist Diebstahl”, sind die Grundsätze des Circle. Übertrieben? Vielleicht. Aber auch undenkbar?
In der Fortsetzung “Every” greift Eggers die Geschichte wieder auf. Der Circle hat einen Onlinehandelsgiganten aufgekauft, der nach einem südamerikanischen Dschungel benannt war. Der daraus entstandene Megakonzern heißt Every und hat noch mehr Einfluss. Die Kunden lassen ihren Alltag von der künstlichen Intelligenz in ihren Armbändern steuern. Das geringste Fehlverhalten wird sofort angeprangert. Und während nach dem jüngsten Widerstand gegen die Marktmacht der Technologieriesen ein Einschwenken der Geschichte auf den von ihm gezeichneten Kurs eher unwahrscheinlich erscheint – die technischen Möglichkeiten dazu werden mit ziemlicher Sicherheit irgendwann vorhanden sein.
“Every”, Dave Eggers, Kiepenheuer & Witsch, 592 Seiten.