Souverän und mit sehr viel Humor

Die Ausstattung verweist auch auf den Humor.
„Er (29)“ des Vorarlberger Autors Amos Postner wurde im Kosmodrom uraufgeführt.
Bregenz Das Alter stimmt; wenn Amos Postner (geb. 1993) ein Stück mit Titel „Er (29)“ vorlegt, sind autobiografische Bezüge nicht nur anzunehmen. Der studierte Pädagoge, Bildungs- und Literaturwissenschaftler ist in der Literaturszene allerdings längst kein Unbekannter. Vom Theater Kosmos wie vom Walktanztheater wurden Stücke von ihm aufgeführt, VN-Leserinnen und Leser kennen ihn von der Reihe der Autorenbeiträge und in Anthologien wurden seine Texte ebenfalls aufgenommen. Sein „Er“, Protagonist der neuen Arbeit, die nun wiederum vom Unternehmen Kosmos auf dessen Nachwuchsbühne Kosmodrom uraufgeführt wurde, adolesziert mit so vielen Zweifeln, dass das Autobiografische weit weg rückt und – so konkret er die Problematik auch benennt – der Allgemeingültigkeit Platz macht. Dieser im Übrigen höchst souverän und mit sehr viel Humor gesetzte Schachzug mag in der Erwähnung kompliziert erscheinen, er verleiht dem Stück enorme Qualität und Komplexität.
So wird aus dem erwähnten Zweifel dieses Namenlosen, der um seine Positionierung in der Gesellschaft ringt und dieses Vorhaben zugleich in Frage stellt, ein im besten Sinne hochphilosophisches Unterfangen. Das Plus daran: Amos Postner verliert nie die Bodenhaftung, mit einer Figur, die so um die 17, 18 Jahre alt ist sowie mit einem etwa 60-Jährigen hat er sich selbst ein paar Seile hingeworfen, die ihn als Autor vor dem Abheben schützen und zugleich Reflexionshilfen bieten. So erleben wir das, was jeder – egal welchen Alters – kennt, nämlich die Auseinandersetzung mit den eigenen, vielleicht nicht immer klar zu definierenden Wünschen und der Erwartungshaltung. Diese kommt einerseits aus dem sozialen Umfeld oder wird, psychologisch bestens erspürt, möglichweise auch in dieses projiziert.
Gefahr der Trivialisierung
Der Text ist in weniger als einer Stunde durchgespielt, enthält jedoch das Konflikt- und Themenspektrum eines großen Theaterabends. Stephan Kasimir hat als Kosmodrom-Verantwortlicher und Regisseur die Rollen behutsam besetzt. In Nurettin Kalfa, einem gebürtigen Hohenemser, der mittlerweile recht erfolgreich an Stuttgarter Bühnen unterwegs ist, hat er einen idealen Typ für den knapp 30-Jährigen gefunden. Sorgfältig wird jeder Färbung des Textes nachgegangen und die Spannung in den Monologen gehalten. Es mag der Regieanweisung geschuldet sein, dass die Pointen mitunter überbetont wirken oder dass sich gar ein Comedy-Charakter einschleicht. Hier setzt sich die Regie der Gefahr der Trivialisierung aus, so intensiv braucht man nicht nach Lachern zu heischen, sie stellen sich bei jenen, die noch in der Lage sind, die Ohren zu spitzen, sowieso ein. Und das Publikum merkt es, wenn man es in seiner Aufnahmebereitschaft unterschätzt.
Robert Kahr bleibt schön bei seinem leisen Witz, den man an ihm schätzt und im jungen Taiyo Suitner steckt sowieso ein besonderes Talent. Wer den 13-jährigen Vorarlberger fördert, wird schon wissen, wie sich Vielfalt im Ausdruck einstellt.
Caro Stark hat allen drei Akteuren dasselbe Outfit verpasst, der Rautenpullunder unterstreicht das Clowneske durch die Farbwahl gerade nicht zu schrill und die übergroßen Stühle verdoppeln den Kunst-Aspekt im geerdeten Ganzen. So mancher musste da an die Arbeiten der berühmten Schweizerin Pipilotti Rist denken und verließ die Uraufführung mit Bildern und Sätzen, die lange nachwirken. Wobei der begeisterte Applaus an sich auch dazu führen sollte, dass nach der kurzen Aufführungsserie des Stücks zumindest eine Veröffentlichung folgt.

Weitere Aufführung am 6. November, 20 Uhr, im Kosmodrom des Theaters Kosmos in Bregenz.