Wo Künstlerinnen und Künstler starke Ansagen machen.

Kultur / 13.12.2021 • 22:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Vorarlberger Künstlerin Bettina Bohne mit ihrer Arbeit in der Kunsthalle Appenzell. <span class="copyright">VN/CD</span>
Vorarlberger Künstlerin Bettina Bohne mit ihrer Arbeit in der Kunsthalle Appenzell. VN/CD

Projekt „Heimspiel“ bietet Einblick in das sich international bewährende regionale Kunstschaffen.

Appenzell, St. Gallen, Dornbirn, Glarus Wer überprüfen will, wie, womit und unter welchen Voraussetzungen Vorarlberger Künstlerinnen und Künstler Aufnahme in das Ausstellungsprojekt „Heimspiel“ schafften, der muss mobil sein. Während sich Thomas Häusle als Kurator im Kunstraum Dornbirn, der einzigen Ausstellungsstation in Vorarlberg, vorwiegend auf Videoarbeiten konzentrierte und dabei, wie bereits berichtet, Qualitätsvolles im Werk von Claudia Larcher, Liddy Scheffknecht, Stoph Sauter und Veronika Schubert sowie bei den Schweizer und Liechtensteiner Kolleginnen und Kollegen Gilgi Guggenheim, Simon Kindle, Ursula Palla und Cristina Witzig ausmachte, hat Roland Scotti in der Kunsthalle Appenzell eine sehr heterogene Schau gestaltet. 

Malerei von Roland Haas im Kunsthaus Glarus.
Malerei von Roland Haas im Kunsthaus Glarus.

Aus Feldkirch stammend und in der Schweiz lebend repräsentiert Marlis Achermann-Gisinger (geb. 1951) auch in ihrer Biografie jene Grenzüberschreitung, die dem “Heimspiel”-Projekt zugrunde liegt. Überzeugt hat eine in der Pandemiezeit begonnene Wandarbeit aus Farb-Planeten, die jenseits des dekorativen Werts als Zeugnisse der Reflexion faszinieren. Unweigerlich sind aber wohl auch Anspielungen an die Pop-Art zu erkennen. Diese Arbeit unweit von den “Eightfolds” der bekannten Vorarlberger Lichtkünstlerin Miriam Prantl (geb. 1965) zu hängen, ist gewagt. Auch in den malerischen Arbeiten verschreibt sich Prantl, die in den letzten Jahren hervorragende Kunst-am-Bau-Projekte realisieren konnte, der Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und der Geometrie. Das Objekt “hand luggage” von Pirmin Hagen (geb. 1982) gibt dem Raum ein Narrativ, zielt er mit dieser Arbeit doch auf die Beschäftigung mit Bauten und deren Abbildungen ab, die durch Rekonstruktionsmechanismen Veränderungen erfahren.

Schriftzug von Karin Karinna Bühler am Kunstmuseum St. Gallen.
Schriftzug von Karin Karinna Bühler am Kunstmuseum St. Gallen.

Anders konnotiert ist das Werk von Maria Anwander (geb. 1980), die mit ihrer Ausstellungsgehern sicher bekannten Logowand (hier sind es “8,70 meters of fame”) zur Hinterfragung und Zuordnung auffordert. Wie viel Ruhm bringt es Künstlerinnen und Künstlern eigentlich ein, wenn ihre Werke aus den rund 400 Einsendungen zur “Heimspiel”-Ausstellung ausgewählt werden? Das jeweils im Abstand von drei Jahren realisierte Projekt stellt auch Kuratorinnen und Kuratoren auf den Prüfstand, die ihre Entscheidungen auch im Rahmen von Veranstaltungen begründen. Das Triptychon “Soul Liberation” von Bettina Bohne (geb. 1975), auf dem ein mit Schmetterlingsflügeln belegtes Gesicht sowie weibliche Brüste zu sehen sind, berührt mit mannigfaltiger Thematik, vor der sich die Künstlerin nicht scheut, die hier Bezugspunkte zur Diversität, zur Ethnologie, zu Vanitas-Darstellungen oder dem Akt in der Kunstgeschichte herstellt. Schutzbedürfnis und Begrenzungen thematisiert Selina Reiterer (geb. 1985) mit einer Textilarbeit.

Arbeiten von Maria Anwander und Miriam Prantl in der Kunsthalle Appenzell.
Arbeiten von Maria Anwander und Miriam Prantl in der Kunsthalle Appenzell.

Unter jenen, die deutliche Ansagen tätigen, fällt der Schweizer Künstler Ueli Alder (geb. 1979) auf, wenn er mit der Ästhetik einer Explosion in malerischer Landschaft so souverän spielt, dass die Gefahr einer Eskalation mitschwingt. Karin Karinna Bühler (geb. 1974 in Herisau) hat den Schriftzug “Die letzten Tage des Patriarchats” entworfen, der an der Fassade des Kunstmuseums St. Gallen prangt. Ob Zufall oder nicht – unter der Kuratorenschaft von Nadia Veronese und Lorenz Wiederkehr haben jedenfalls viele Arbeiten von Künstlerinnen Aufnahme gefunden. Darunter ist auch eine Installation von Loredana Sperini (geb. 1970), die vor wenigen Jahren mit dem Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet wurde. Im Kunsthaus Glarus ist der pointierten Landschaftsmalerei des Vorarlbergers Roland Haas (geb. 1958) zu begegnen, in der Kunsthalle St. Gallen ist Sarah Bechter (geb. 1989) mit ihrer Innensicht vertreten.

Arbeit von Ueli Alder in der Kunsthalle Appenzell.
Arbeit von Ueli Alder in der Kunsthalle Appenzell.

Die Heimspiel-Ausstellungen sind bis Anfang bzw. Mitte Februar geöffnet. Die einzelnen Museen bieten Rahmenveranstaltungen an: heimspiel.tv

Arbeiten von Primin Hagen und Marlies Achermann-Gisinger in Appenzell.
Arbeiten von Primin Hagen und Marlies Achermann-Gisinger in Appenzell.
Arbeit von Selina Reiterer.
Arbeit von Selina Reiterer.
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"Heimspiel"-Ausstellung im Kunstraum Dornbirn. VN/HK

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