Voller witziger Bissigkeiten

Erwin Riess, auch Behindertenaktivist, blickt hinter schöne Festspielfassaden.
Roman Ein verschwundener Engländer ist Ausgangspunkt für die Ermittlungen des im Rollstuhl sitzenden Detektivs Groll, den Autor Erwin Riess nun nach Salzburg schickt. Groll kurvt durch die Geschichte und Gegenwart der Stadt und entlarvt in dem ins Groteske kippenden Roman allerlei Ungeheuerlichkeiten.
In “Herr Groll und die Wölfe von Salzburg” tut sich noch mehr Seltsames: An verschiedenen Orten tauchen Puppen aus dem Fundus der Festspiele auf, die gut gekleidete Männer in den besten Jahren darstellen. Bald gesellen sich Leichen dazu. Eine Woche vor Festspielbeginn herrscht daher Aufruhr. Groll nimmt während der Erfüllung seines Auftrags reichlich Umwege, sei es durch geschichtliche Exkurse, kulinarische Abstecher oder auf der Suche nach Behindertentoiletten. Einiges mutet in dem kurzweiligen Plot voller witziger Bissigkeiten durchaus absurd an, das ist allerdings nichts gegen die Realität: Der auch als Theaterautor bekannte Riess, selbst Rollstuhlfahrer und Behindertenaktivist, blickt hinter die schöne Fassade und verweist etwa auf die Debatte um den Holocaust-Überlebenden Marko Feingold, den die Stadt mit einem Steg ehrte, während Straßen weiter nach Nationalsozialisten benannt sind.
“Herr Groll und die Wölfe von Salzburg”, Erwin Riess, Otto Müller, 212 Seiten.