DWDS in Bregenz: Wo Spaziergänger mit Geist und Witz überrascht werden

Im Bregenzer DWDS werden Kunst und Design, Fiktion und Klischees großartig vermengt.
Bregenz Der Science-Fiction-Bereich sei überladen von phallischen Objekten, hält die österreichische Künstlerin Flora Lechner fest. Nicht nur bei der Beseitigung dieses Mangels ist sie erfolgreich aktiv, die gebürtige Wienerin, die ein Atelier in den Niederlanden bezogen hat und deren Arbeiten nicht nur von Galerien, sondern auch in musealen Räumlichkeiten gezeigt werden, hat sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design etabliert bzw. hat in beiden Genres einiges zu bieten. Dass sie in Vorarlberg noch nie vertreten war, holten nun Valentin Hämmerle und Jan Klammer nach.

Die beiden Kunstvermittler haben vor wenigen Jahren ein leerstehendes Ladenlokal in Bregenz organisiert und tragen mit dem Projekt DWDS (Die Wiedergeburt des Schaufensters) ambitioniert zur Lebendigkeit der regionalen Kunstszene bei. Flora Lechner haben die über zwei Seiten einsehbaren Räumlichkeiten in der Jahnstraße nicht nur zu Spielerischem animiert, sie tritt mit Norma Kiskan, Miguel Guevara Parra und Lukas Matuschek quasi im Kollektiv auf, geht aber nicht darin auf. Die Erzählstränge dieser Installation hält sie gut in der Hand, auch wenn nicht nur Alice in Wonderland, sondern auch die Schriftstellerin und Feministin Ursula K. Le Guin inspririerend wirkten. Sich eine Handtasche als Symbol der Weiblichkeit zu denken, mag zwar klischeehaft wirken, wie Flora Lechner gerade diese Klischees bricht, hat Geist und Witz. Die Intimität, mit der Miguel Geuvara Parra die Tasche in Verbindung bringt, die zudem auch Schutz bietet, wird gekippt, wenn Matuschek darin einen Lotterieschein entdeckt und Norma Kiskan einen Taschengeist hinzufügt.

Verwendungszweck
Ausgeleert und um ein Vielfaches vergrößert, offenbaren die einzelnen Objekte ohnehin ihre unterschiedliche Anwendbarkeit. Die riesige Haarsprange ist dann nicht mehr ein Objekt, mit dem unterstrichen wird, dass die Pop-Art nicht nur im vorigen Jahrhundert anzusiedeln ist, die weiblich konnotierte Skulptur taugt auch als Sitzmöbel und für Fantasiebegabte lässt sie sich auch zum praktischen Zeitungsständer umfunktionieren. Ihr Ausbildung im Designbereich braucht Flora Lechner nicht zu leugnen, und so wird auch der überdimensionale Slip zur Schaukel oder zur Hängematte.
Bei der letzten Architekturbiennale im vergangenen Sommer in Venedig wurde die österreichische Künstlerin von den Kuratoren der zentralen Themenausstellung übrigens mit der Möblierung eines Freiluftpavillons beauftragt. Den Besuchern sollte ein Wohlfühlambiente geboten werden. Wie das funktionieren kann, zeigt sich mit stärkerem künstlerischen Touch nun in Bregenz.
Die Installation von Florian Lechner verbleibt bis 21. März dieses Jahres im DWDS, in der Jahnstraße 13 in Bregenz.