Wie eine riesige, angeschwemmte Zeichnung

Auf dem See entsteht bereits die Bühne für die neue Bregenzer Festspielproduktion „Madama Butterfly“.
Bregenz Ein riesiges Buch bildete bereits einmal das Podium für eine Opernproduktion auf dem See, nun folgt ein gewelltes Blatt Papier, vielleicht eine japanisch inspirierte Zeichnung, die angeschwemmt wurde. Vor rund einer Woche hat die Festspielleitung den Baufortschritt für das in Lauterach erstellte, insgesamt 1340 Quadratmeter große zentrale Element für die Seebühne vorgestellt, nun beginnen die Montagearbeiten auf dem See, wo am 20. Juli die Premiere der Oper „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini geplant ist. Für die Inszenierung von Andreas Homoki wünscht sich Bühnenbildner Michael Levine ein Podium, das bei einer Höhe von 23,2 Metern und einem Gewicht von 300 Tonnen optisch möglichst filigran wirken soll. Im Ausstattungsteam ist auch Antony McDonald, also jener Künstler, der für das erwähnte Buch verantwortlich war. Vor über 20 Jahren hatte er gemeinsam mit Richard Jones die Verdi-Oper „Ein Maskenball“ umgesetzt, damals schlug der Tod, dargestellt mit einem riesigen Skelett, die letzte Seite im Lebensbuch von Riccardo bzw. König Gustav auf.
Mannigfaltige Projektionen
Derart unbeweglich braucht man sich das Papierbild nun nicht vorzustellen, es ist zwar nicht faltbar, enthält aber Öffnungen und gerät über mannigfaltige Projektionen in Bewegung. Fahrbare Teile werden das Bild ergänzen, auf dem Homoki die politisch aufgeheizte Geschichte der in alten Traditionen verhafteten Cio-Cio-San, die an die Liebe eines amerikanischen Leutnants glaubt, optisch mit leichtem 50er-Jahre-Kolorit erzählen will.
26 Aufführungen von „Madama Butterfly“ sind heuer vorgesehen. Eine Ausweitung sei möglich, aber im Moment noch kein Thema, erklärt Pressesprecher Axel Renner gegenüber den VN. Die Pandemie hat den Vorverkauf allerdings nicht beeinträchtigt, etwa die Hälfte der Tickets auf der rund 7000 Besucher fassenden Tribüne sind gebucht. Ebenfalls großes Interesse gebe es für die weniger bekannte Oper „Sibirien“ von Umberto Giordano im Festspielhaus sowie für weitere Musiktheaterproduktionen und Konzerte. VN-cd
