Vielstimmiger Text über ein Erdbeben und die Zeit danach

Roman Was ein Rondo ist, wissen Musikinteressierte. Der Begriff Rombo dürfte wohl nur Spezialisten bekannt sein. Damit wird das dumpfe Geräusch bezeichnet, mit dem sich nicht selten Erdbeben ankündigen. Wie etwa im Mai 1976 in Friaul. Das Beben zerstörte ganze Ortschaften im Kanaltal und in der Gegend nördlich von Udine und forderte fast tausend Tote. “Rombo” nennt Esther Kinsky ihr Buch, das sich den Ereignissen von damals widmet. Die deutsche Autorin wurde in Wien mit dem Erich Fried Preis 2020 ausgezeichnet. “In ihren Texten reist sie an Peripherien, um etwas zur Sprache zu bringen, in Sprache zu übersetzen, das zumeist unbeachtet bleibt”, hieß es damals in der Jury-Begründung. Das trifft auch auf “Rombo” zu.
Es ist kein Katastrophenroman. Menschen erinnern sich. Kinskys Interesse gilt auch den kleinen Erschütterungen im Sommer danach. Man arrangiert sich, baut wieder auf, doch die Landschaft ist heute in vielerlei Hinsicht eine andere als damals. “Die Welt ringsum ist anders geworden”, sagt eine Bewohnerin.
“Rombo”, Esther Kinsky, Suhrkamp Verlag, 268 Seiten.